Dozent/in: Prof. Dr. Ulrich Rehm

Zeit: Mo. 12-14
Raum/Ort: Zoom
Beginn: 19.04.2021
Workload: 60 h
Kreditpunkte: 2 CP

Inhalte:
Gab es Künstler*innen im europäischen Mittelalter? Aus der Perspektive eines emphatischen Künstler-Begriffs der ästhetischen Moderne wohl kaum. Und tatsächlich formulierte bereits die Kunstliteratur der sogenannten Renaissance (auf die man jenen Künstler-Begriff gerne zurückprojizierte), dass im Mittelalter die Zahl der Künstler (im Verhältnis zu jener der Antike) vollständig untergegangen sei. Auf dieser Grundlage ließ sich das Mittelalter als eine Epoche der Arbeit (des Handwerks) und die Frühe Neuzeit als Epoche der Kunst (des Schöpferischen) deklarieren. Und an diesem Klischee ist bis heute schwer zu rütteln. Dabei kann es längst als erwiesen gelten, dass spätestens ab dem hohen Mittelalter der Vergleich zwischen göttlichem und künstlerischem Schaffen eine erhebliche Rolle im philosophisch-theologischen Diskurs spielte; dass die Befähigung zur Kreation von Schönem außerordentlich große Wertschätzung erfuhr, dass es eine breite Praxis darin gab, künstlerische Leistung öffentlich zu reklamieren (etwa durch Inschriften/Signaturen) und dass hochwertige künstlerische Produktion als Ausweis kommunaler Strahlkraft oder sogar als heilsträchtige Tätigkeit aufgefasst werden konnte. Die Vorlesung versucht, in kritischer Auseinandersetzung mit kunsthistoriographischen Traditionen und Klischees Ansätze zu einer neuen Geschichte der mittelalterlichen Künstlerin/des mittelalterlichen Künstlers zu formulieren. Und das betrifft auch den bisher weithin erheblich unterschätzten Anteil von Frauen an der mittelalterlichen Kunstproduktion. Die Veranstaltung wird regelmäßig, je nach Möglichkeit digital oder im Vorlesungsraum stattfinden.
 

Semester: ST 2024