Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich Frauen erstmals auf berufsgenossenschaftlicher Ebene in Künstlerinnenvereinen zusammengeschlossen. Dies war der Beginn eines langen Professionalisierungskampfs, der mit der Zulassung von Frauen an Staatlichen Kunstakademien 1918 ein Ende zu finden schien. Der Streit um Teilhabe im Kunstbetrieb war damit jedoch noch nicht zu Ende. Im Gegenteil: Angesichts der nach wie vor bestehenden Unterrepräsentanz von Frauen im Kunstbetrieb und ihrer Ursache fragte Linda Nochlin 1971: „Why have there been no Great Women Artists?“. Eine Frage, die, blickt man auf Studien der letzten Jahre, auch heute im Jahr 2021 nicht an Aktualität verloren hat, und Fragen rund um die vorherrschenden Strukturen, Mechanismen und Wirkungsweisen des heutigen Kunstbetriebs, welcher mit wenigen Ausnahmen als vornehmlich männlich, weiß und europäisch beschrieben werden kann, aufwirft. Das Seminar widmet sich der Geschichte des Paritätsdiskurs im Kunstbetrieb mit seinen einzelnen Segmenten (Akademien /Hochschulen, Ausstellungswesen, Kunstmarkt und Kunstkritik) von 1850 bis heute und erweitert die Frage der Geschlechtergleichstellung um Kategorien wie Kultur/Ethnizität, Religion, sexuelle Orientierung, Alter und Körper. Den 200 Jahre langen Streit um Parität, die Bestrebungen nach Diversität und das Aufrechterhalten von Ausgrenzungsmechanismen gilt es durch theoretische Texte, jüngeren Studien, künstlerische Positionen, kuratorische Interventionen, Museumskonzepte und politische Debatten zu untersuchen.

Semester: ST 2024