Der Grundkurs führt in zentrale Fragen theaterwissenschaftlichen Forschens und kritischen Theatermachens anhand eines Leitthemas ein: Dem der Erfahrung des Fremden in seiner Doppeldeutigkeit. Das Fremde verweistzunächst auf Kategorien, die das vermeintlich Eigene und ‚Andere‘einteilen –und diese Zuordnungen werden vielfach in der szenischen Kunst ausgestellt, bearbeitet und kritisiert. Zugleich ist Kunst selbst eine Verunsicherungunserer alltäglichen Gewohnheiten und ein Theater, das Fremdes erfahrbar macht, hinterfragt uns wie aber auch sich selbst. Beidem gehen wir von der Antike bis heute nach: Wie verhält sich Theaterzu dem, was es ein-und ausschließt?Und vor allem: was könnte es alles sein, was wir vielleicht (noch) nicht kennen? Wie kann es unseren Blick auf politische und gesellschaftliche Themen verändern(nicht nur vor dem Hintergrund der aktuellen Situation angesichts von COVID-19)?

Der Kurs versteht sich so vermittels des Themas des Fremden als eine Annäherung an die Breite des Feldes der Theaterwissenschaft und will zeigen, wie vielschichtig das, was wir ‚Theater‘ nennen, schon in einem ersten historischen und theoretischen Überblick sein kann. Nämlich etwa: eine Versammlung, eine politische Befragung, ein mediales Experimentierfeld, Schnittpunkt vielfältiger Kunstformen, kollektiver Arbeitszusammenhang, Spiegel seiner Verhältnisse, vielleicht manchmal gar der (einzige?) Ort kritischen Denkens.Gerade angesichts des Umstandes, dass in diesem Jahr Theater vor besondere Herausforderungen gestellt sind und teilweise gar nicht wie gewohnt operieren können, hinterfragen wir so die Grundannahmen, was Theater ist oder sein kann.

Um also die oben genannten kritischen Fragen am Gegenstand zu verhandeln und die Fähigkeit zur Analyse zu schulen sind neben den Sitzungen zu Theorie und Geschichte des Theaters sowie Videobeispielen auch –so es die Umstände erlauben –gemeinsame Besuche von Inszenierungen und/oder Choreografien in Theatern der Region vorgesehen. Anhand dieser Seherfahrungen, die wir gemeinsam analysieren werden, werden nicht zuletzt die im Kurs gelesenen Texte und Positionen wieder auf ihre Anwendbarkeit in der Auseinandersetzung mit künstlerischen Arbeiten untersucht.

Format: Der Kurs findetonline per Präsenzsitzungen im Videokonferenzsystem Zoom statt, wird aber durch kleinere schriftliche Aufgaben auf dem Lernportal Moodle ergänzt bzw. abgewechselt (Mischform aus synchroner und asynchroner Lehre mit stärkerem Gewicht auf dem synchronen Teil).

Hinzu kommen einige wenige Präsenztermine mit Theaterbesuchen, Treffen in Kleingruppen (in Tor5) oder gemeinsamen Spaziergängen durch den Bochumer Westpark.

Teilnahmebedingungen und Hinweise:

Beginn der 1. Sitzung: 5. November2020

Verpflichtende Anmeldung bis 29.10.

Zur Vorbereitung empfohlen:

Gehen Sie wenn möglich ins Theater –und zwar zu solchen aus der Region, welche Sie vielleicht noch nicht kennen– oder schauen Sie sich zumindest das Programm an. Hier ein paar Tipps für Theaterhäuser, die wir ggf. auch in kleinen Gruppen mit dem Kurs besuchen werden: Ringlokschuppen (Mülheim a.d.R.), PACT Zollverein (Essen), FFT Düsseldorf, Tanzhaus NRW Düsseldorf, Theater Dortmund, Schauspielhaus Bochum.

Anforderungen für:

-TN: regelmäßige Teilnahmein den Zoom-Sitzungen bzw. schriftliche Beteiligung per Postings, kleine Schreibübungen zu Inszenierungen

-LN: zusätzlich zu Teilnahmebedingungen schriftliche Hausarbeit oder mündliche Prüfung


Semester: WT 2024/25