Während Staat und Kirche in Russland über Jahrhunderte aufs engste verquickt waren, erhielt die Russische Orthodoxe Kirche durch die Februarrevolution 1917 erstmals die Möglichkeit, sich staatsunabhängig zu entfalten. Sie nutzte diese Möglichkeit und entwickelte in einem halben Jahr Strukturen für eine Anpassung an die moderne Existenz und damit eine Neugestaltung ihrer Identität. Abrupt wurde dieser Prozess durch die kirchenfeindliche Politik der Bolschewiki gestoppt, die in der Oktoberrevolution die Macht übernahmen. In den nächsten Jahrzehnten spielten sich in der Sowjetunion die massivsten Christenverfolgungen der europäischen Geschichte ab. An keinem anderen Beispiel der jüngeren Geschichte kann die dramatische Verfolgung einer Kirche durch einen totalitären Staat so deutlich beobachtet werden wie auf diesem Gebiet.


Im Seminar wird als Hintergrund der kirchengeschichtlichen Entwicklungen die Allgemeingeschichte Russlands/der Sowjetunion von 1905 bis 1953 mit einem kurzen Ausblick auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts behandelt werden.

Das Seminar findet als digitales, asynchrones Seminar statt. In Gruppen werden Texte (Quellen- und Sekundärliteraturtexte) erschlossen, die für 14tägige Arbeitseinheiten im zeitlichen Arbeitsumfang von vier Semesterwochenstunden eingestellt werden.


Semester: SoSe 2024