Dieses Seminar führt eine Beschäftigung weiter, die im zurückliegenden „Coronasemester“ nur unzureichend realisierbar war. Wir werden, was zum Thema erarbeitet wurde, gemeinsam besprechen, was nach dem jetzigen Informationsstand in Präsenz stattfinden kann (notfalls via Zoom). Wir werden uns weiter mitjener besonderen szenischen „Arbeit am Mythos“ (Hans Blumenberg) auseinandersetzen,und zwar im Vergleich antiker und gegenwärtiger Medea-Inspirationen.

Euripides prägte in seinem Drama über die verratene Liebende und mörderische Mutter ein kulturelles Modell des Weiblichen, das bis heute wenig von seiner Virulenz, Provokation und Vielschichtigkeit verloren hat. Am Beispiel Medealassen sich nicht nur Landmarken eines kulturellen Geschlechterdiskurses bestimmen, sondern auch das Wechselspiel von mythischem Vorlauf und künstlerischer Fortspinnung. Dies betrifft grundlegende Fragen desUmgangsvon Theater mit historischer Überlieferung: Gibt es einen auf die Ursprungsthematik bezogenen unzerstörbaren Kern oder sind mythische Motive ganz offen für jegliche Neu-und Umdeutung? Welche Möglichkeiten gibt es, antike Stoffe szenisch ins Spiel zu bringen? Wie kompensieren wir den Verlust des mythischen Erzählhorizontes, auf den die griechischen Dramatiker bauen konnten? Worin liegt die Faszination der alten griechischen Überlieferung für die Moderne? Das Seminar untersucht sowohl die Geschichte des Medea-Mythos als auch seine szenischen Umsetzungen in Antike und Gegenwart.Im zweiten Teil des Seminars wird ein erweitertesSpektrum an historischen Beispieleneingeblendet, und zwarauch solche, die den Medea-Bezug nicht auf den ersten Blick offenbaren. Die Frage nach der historischen Transformation des Mythischen wird theoretisch vertieft.

Anforderungen für:

-TN: Referat

-LN: Referatsverschriftlichung


Semester: WT 2024/25