Der Welt holdester Wahn: Cicero, Lukrez und Horaz über die Liebe

Die Liebeselegiker kapitulieren vor der Allgewalt der Liebe: Sie zelebrieren ihre Unterwerfung und wählen bewußt die Erniedrigung durch die domina und die Verachtung durch die Gesellschaft als Lebensform. Dieses Seminar beleuchtet die Positionen, mit der sich die Elegiker konfrontiert sahen. Da ist der rechnende Hausvater, den die Vermögenseinbuße schmerzt, der standesbewußte Aristokrat, dem Spott und Schande drohen, der standfeste Philosoph, der Gefühlen keine Herrschaft über sich einräumt, der leistungsbewußte Römer, den Leidenschaften nicht ablenken sollen, der physikalisch analysierende Epikureer, den die letztliche Unmöglichkeit von Triebbefriedigung frustriert, der satirische Spötter, der zu pragmatischer Beschränkung auf ungefährliche Triebbefriedigung rät, und der skrupellose Redner, der den Gegner mittels seines Privatlebens diskreditiert. Wir begegnen den Ängsten einer römischen, maskulin geprägten, erfolgsverdammten Standesgesellschaft.

Die Textausschnitte stammen aus Ciceros philosophischen Schriften, Briefen und Reden sowie aus dem Lehrgedicht des Lukrez und den Satiren des Horaz. Alle Texte werden zur Verfügung gestellt.

Kommentare

Cicero, Tusculanen 4: M.Graver, Chicago 2002; Th.W.Dougan, (Buch 3 und 4), Oxford 1905-1934, nachgedr. New York 1979

Cicero, Cato de senectute: J.G.F.Powell, Cambridge 1988 u.ö.

Cicero, Philippica 2: J.T.Ramsey, Cambridge 2003

Cicero, Briefe: D.R.Shackleton Bailey, Cambridge 1995-1970 (Ad Atticum: 7 Bde.); Stuttgart 1977 (Ad familiares: 2 Bde)

Lukrez, De rerum natura 4: R.D.Brown, Leiden u.a. 1987 (Vers 1030-1287); J.Godwin, Warminster 1986: C.Bailey (Buch 4-6), Oxford 1950, nachgedr. 1972

Horaz, Satiren 1: E.Gowers, Cambridge 2012


Semester: SoSe 2024