Dingen Leben verleihen, ihnen eine Seele oder Beseeltheit zuzusprechen ist die Grundannahme animierter Kunstformen. Prozesse der Animation sind fester Bestandteil und Grundvoraussetzung des Figurentheaters, sie sind nicht nur der Antrieb der kĂŒnstlerischen BeschĂ€ftigung mit den Dingen, sondern bilden auch die Voraussetzung animierter Techniken im Film. 

Dabei haben animistische Weltbilder eine lange Tradition und scheinen heutzutage im Umgang mit den neuen Technologien wieder aufzublĂŒhen. Im kindlichen Spiel ĂŒber Weltanschauungen ganzer Völker bis hin zu traditionellen und zeitgenössischen Formen von Figurentheater, Film, bildender Kunst etc. finden wir Aspekte und Wirkmacht der Animation wieder. Im kommenden Semester wollen wir Geschichte und Zukunft animistischer Weltbilder und ihren Einfluss auf animierte Kunstformen erforschen. 

Wir forschen an der trans- und interdisziplinĂ€ren Schnittstelle von Theater- und Medienwissenschaft, Anthropologie, Ethnologie, Psychoanalyse und neuen Technologien. Dabei wollen wir dem Thema nicht nur mit theoretischen Grundlagen beikommen, sondern auch die praktische Seite des Leben Verleihens ergrĂŒnden. 

Wie können wir den Dingen Leben verleihen? Welche Ebenen unser Psyche werden dadurch angesprochen? Welche Grundvoraussetzungen muss Kunst erfĂŒllen, um die Illusion von Leben zu erzeugen? Welche Auswirkungen hat die Annahme der Belebung unserer dinglichen Umwelt auf Kultur und Gesellschaft? Dabei ĂŒben wir unser wissenschaftliches Handwerkszeug, entwickeln methodische Wege anhand der thematischen BezĂŒge zu Fragestellungen und Thesen und versuchen diese nicht nur theoretisch, sondern auch anhand praktischer BezĂŒge (szenisch) zu beweisen. Üben werden wir anhand des Formats eines digitalen Symposiums. Angefangen beim Call for Papers bis hin zum Beitrag, den jeder erarbeiten soll -  eben im digitalen Raum.

Ziel des Seminars ist also die StĂ€rkung wissenschaftlicher Kompetenz im inter- und transdisziplinĂ€ren Feld, sowie die StĂ€rkung der diskursiven Kompetenz – Durch die Entwicklung eigener Thesen und Fragestellungen an das Themenfeld Animation und dem damit einhergehenden Durchlaufen der Symposiumsvorbereitung festigen wir das Formulieren und das FĂŒhren von Argumentationsstrukturen. 

Literaturempfehlungen: 

Joss, Markus; Lehmann, Jörg (Hrsg.): Theater der Dinge. Puppen-, Figuren- und Objekttheater, Berlin 2016. 

Brendenal, Silvia: Animation fremder Körper. Über das Puppen-, Figuren- und Objekttheater, Berlin 2000. 

Albers, Irene; Franke, Anselm (Hrsg.): Animismus. Revisionen der Moderne. ZĂŒrich 2016.

Semester: SoSe 2024