Symbolismus und SpĂ€tromantik ĂŒbersetzten die transzendentalpoetischen Vorgaben der FrĂŒhromantik in ein metaphysisches Programm, in dessen Zusammenhang die KĂŒnste befĂ€higt werden sollen zu vermitteln, was jenseits der platonischen Höhle liegen mag: das „Wesen“, die „Idee“ oder auch „die innere Einheit der Dinge“. Was der europĂ€ische Symbolismus programmatisch und praktisch fixierte, setzten die Protagonisten der StilbĂŒhne in Szene: die radikale Abkehr von mimetisch-naturalistischen Darstellungskonventionen, einen neuen, autonomen Kunstbegriff, der auf das Assoziative, das Nicht-GegenstĂ€ndliche und Abstrakte setzte. Ausgangspunkte dieses Projekts waren in Frankreich vor allem poetische EntwĂŒrfe (u.a. von Baudelaire, MallarmĂ© und Maeterlinck). In Deutschland wirkten als Inspiration sowohl philosophisch-Ă€sthetische Vorgaben Schopenhauers und Nietzsches als auch das Werk Richard Wagners (speziell „Tristan und Isolde“ und „Parsifal“).

Das Seminar wird sich der Entstehung, dem SelbstverstĂ€ndnis, der Theorie und denAuswirkungen des symbolistischen Projekts nĂ€hern, zu dessen Programm auch die kĂŒnstlerische Integration des Unbewussten und Phantastischen zĂ€hlt. Auf dem Seminarplan stehen Dramen von Ibsen und Strindberg, von Maeterlinck, Hofmannsthal und Blok. Auch Musik, von den Symbolisten aufgrund ihrer starken und rĂ€tselhaften Wir-kung auf die menschliche Psyche geschätzt, wird erklingen: vom „Tristan“ ĂŒber Debussys „PellĂ©as“ bis hin zu Schönbergs „Verklärter Nacht“. Eng verbunden mit dem Symbolismus, verbreitete sich auch der fantastische Roman europaweit, auf dessen Entwicklung im Fin de SiĂšcle wir zumindest punktuell eingehen wollen, den Einfluss des romantischen KunstmĂ€rchens und der gothic fiction auf die sich ausbildende Fantasy beleuchtend.

Semester: SoSe 2024