Grundlegend für die Architektur der Neuzeit war die Idee, das Bauwerk in ein Gefüge von einzelnen Gliedern zu zerlegen, die dann durch die Anwendung von proportionalen Regeln und Schmuck in eine „bildmäßige“ Erscheinung gebracht wurden. Möglich machte dies die Wiederentdeckung der antiken Säulenordnungen, aber auch ein ornamentales System, die das Gebäude im Unterschied zur mittelalterlichen Bauweise als eine rational konstruierte Struktur erscheinen ließen. Die Forschung hat unter den Herausforderungen der Globalisierung deutlich gemacht, dass diese Formen keineswegs als ein einseitiger Export von Italien aus zu verstehen sind, sondern im Austausch zwischen verschiedenen Zentren, Gesellschaften und Religionen entstanden: Der Kuppelbau hatte nicht nur einen Bezug zur Antike, sondern war eng mit dem prachtvollen Bau neuer Moscheen verbunden, Palladios „weiße“ Architektur bezog sich auf die Bauweise an der dalmatischen Küste. Zwischen Nord und Süd, Ost und West, zwischen Zentren und Peripherien sowie unterschiedlichen Religionen / Konfessionen verliefen Austauschprozesse, die eine transkulturelle, vergleichende Architekturbetrachtung auf den Plan rufen. Das Seminar verfolgt diese methodische Aufgabe anhand von folgenden Oberthemen: Memoria neuartig bauen; Sakrale Orte überkuppeln; Öffentliches Bauen zwischen neuen Formen und alten Traditionen; Wohnen all‘ antica; Inszenierung des Außenraums; Medienwechsel zwischen Textil und Stein.
Das Seminar steht in enger Verbindung mit der Vorlesung „Die Architektur der Renaissance. Forschungstraditionen, Grenzen und neue Ansätze“, deren Besuch parallel dazu empfohlen wird!

Die Eintragung für Referatsthemen per Moodle vorab ist Anfang April über meine Homepage möglich. Die endgültige Vergabe der Referate findet in der ersten Stunde am 20.4. statt.

Einführende Literatur:
Frommel, Christoph Luitpold: Die Architektur der Renaissance in Italien, München 2009
Heydenreich, Ludwig H.; Lotz, Wolfgang: Architecture in Italy 1400 to 1600, Harmondsworth 1974 (Pelican History of Art)
Hubala, Erich: Renaissance und Barock, hg. von Harald Busch, Frankfurt am Main 1968
Necipoğlu, Gülru: The Age of Sinan. Architectural Culture in the Ottoman Empire, London 2005
Payne, Alina (Hg.): Renaissance and Baroque Architecture (The Companions to the History of Architecture, I), Chichester (UK) 2017
Smith, Christine: Architecture in the Culture of Early Humanism. Ethics, Aesthetics, and Eloquence 1400-1470, New York / Oxford 1992

Voraussetzungen für die Vergabe von Kreditpunkten:
Die An- und Abmeldung zu der Veranstaltung erfolgt vom 17. Februar (ab 12 Uhr) bis zum 17. April (bis 18 Uhr) über CAMPUS. Danach sind An- und Abmeldungen nicht mehr möglich.

Die versierte, eigenständige Nutzung wissenschaftlicher Diskursformen in Wort und Schrift (Produktion und Rezeption) wird stets optimiert und in der Gruppe reflektiert. Die kommunikativen Fähigkeiten werden zudem durch eine vor Originalen geschulte Wahrnehmung auf fortgeschrittenem Niveau ausgebaut. Wissens- und Kompetenzerwerb und die damit einhergehende Kreditierung setzt daher die kontinuierliche aktive Teilnahme am dialogischen Austausch im Plenum voraus.

Die Übernahme seminarischer Beiträge wie Referate oder mündl. Prüfungen sind als Studienleistung verbindlich. Sollten Sie einen Termin ohne triftigen Grund versäumen oder kurzfristig absagen, wird die Leistung mit "nicht ausreichend" bewertet. In CAMPUS erfolgt der Eintrag "nicht bestanden". Dies gilt auch für geleistete Beiträge, die nicht den Ansprüchen eines kleinen Leistungsnachweises genügen.

Semester: WiSe 2024/25