Der Körper wurde in der theologischen und religionswissenschaftlichen Forschung zumeist begriffsgeschichtlich betrachtet: zentraler Bestandteil dieser Herangehensweise war die Definitionsarbeit an den Begriffen Leib, Körper, Geist und Seele, die in der Folge häufig getrennt voneinander untersucht wurden. Es folgte eine Annäherung an den Körperdiskurs auf komparativer Ebene. Im Zuge der (Wieder-)Entdeckung der (Leib-)Phänomenologie und dem Aufstreben von religionsästhetischen Ansätzen gewinnt der Körper als Akteur an Bedeutung.

Die Lehrveranstaltung setzt hier an und verknüpft leibphänomenologische Ansätze mit diskursiven Körpertheorien. Angewandt wird diese Verschränkung der unterschiedlichen Methoden und Theorien dann auf diverse Beispiele der Religions- und Christentumsgeschichte. Unter den Schlagworten „Magie“, „Heilung“ und „Medizin“ wird die Rolle und Funktion des Körpers analysiert und betrachtet. Dabei setzt sich das Seminar zum Ziel systematische Transformationslinien und Muster aufzuzeigen: Wie wird der alternde und/oder kranke Körper im alten Ägypten behandelt? Wie greifen die Felder Medizin und Religion hier ineinander und welche Magiekonzepte liegen den Körperpraktiken zu Grunde? Wie wird mit einem toten Körper umgegangen – welche Regeln bestehen für eine Grablege, welche Religionsvorstellungen sind mit ägyptischer und christlicher Bestattung verbunden? Welche Bedeutung hat das Tier als magisches Wesen in der frühneuzeitlichen Reproduktionsarbeit? Was für eine Körpervorstellung und welches Religionskonzept liegen historischen und gegenwärtigen Yogapraktiken zu Grunde?

Diesen und weiteren Fragen versucht das Seminar in seiner interdisziplinären Ausrichtung nachzugehen – indem es kulturwissenschaftliche, ägyptologische, sozialwissenschaftliche, religionswissenschaftliche, theologische und kunstgeschichtliche Ansätzen miteinander in Beziehung setzt.


Semester: ST 2024