Der Grundkurs führt in zentrale Fragen theaterwissenschaftlichen Forschens und kritischen Theatermachens anhand eines Leitthemas ein: Dem des Fremden in seiner Doppeldeutigkeit. Das Fremde verweist zunächst auf Kategorien, die das vermeintlich Eigene und ‚Andere‘ einteilen – und diese Zuordnungen werden vielfach in der szenischen Kunst ausgestellt, bearbeitet und kritisiert. Zugleich ist Kunst selbst eine Verunsicherung unserer alltäglichen Gewohnheiten und ein Theater, das am Fremden arbeitet, hinterfragt uns wie aber auch sich selbst. Beidem gehen wir von der Antike bis heute nach und fragen so: Wie verhält sich Theater zu dem, was es ein- und ausschließt? Und vor allem: was könnte es alles sein, was wir vielleicht (noch) nicht kennen? Wie kann es unseren Blick auf politische und gesellschaftliche Themen verändern?

Der Kurs versteht sich so vermittels des Themas des Fremden als eine Annäherung an die Breite des Feldes der Theaterwissenschaft und will zeigen, wie vielschichtig das, was wir ‚Theater‘ nennen, schon in einem ersten historischen und theoretischen Überblick sein kann. Nämlich etwa: eine Versammlung, eine politische Befragung, ein mediales Experimentierfeld, Schnittpunkt vielfältiger Kunstformen, kollektiver Arbeitszusammenhang, Spiegel seiner Verhältnisse, vielleicht manchmal gar der (einzige?) Ort kritischen Denkens.

Um also die oben genannten kritischen Fragen am Gegenstand zu verhandeln und die Fähigkeit zur Analyse zu schulen sind neben den Sitzungen zu Theorie und Geschichte des Theaters sowie Videobeispielen vor allem vier gemeinsame Besuche von Inszenierungen und/oder Choreografien in Theatern der Region fester Teil des Seminarprogrammes. Anhand dieser Seherfahrungen, die wir gemeinsam analysieren werden, werden nicht zuletzt die im Kurs gelesenen Texte und Positionen wieder auf ihre Anwendbarkeit in der Auseinandersetzung mit künstlerischen Arbeiten untersucht.

Teilnahmebedingungen und Hinweise:

Beginn der 1. Sitzung: 17. Oktober 2019

Zur Vorbereitung empfohlen:

Gehen Sie ins Theater – und zwar zu solchen aus der Region, welche Sie vielleicht noch nicht kennen! Hier ein paar Tipps für Theaterhäuser, die wir z.T. auch mit dem Kurs besuchen werden: Ringlokschuppen (Mülheim a.d.R.), PACT Zollverein (Essen), FFT Düsseldorf, Tanzhaus NRW Düsseldorf, Theater Dortmund, Schauspielhaus Bochum.

Anforderungen für:

- TN: regelmäßige Teilnahme, Besuch der Inszenierungen (mindestens 3 von 4), Gruppenexpertise zu einer Sitzung

- LN: zusätzlich zu Teilnahmebedingungen schriftliche Hausarbeit oder mündliche Prüfung


Semester: WT 2024/25