Das Tagebuch ist seit der Neuzeit fester Bestandteil der literarischen Textproduktion. Entsteht es zunächst als subjektive und nichtfiktionale, chronologisch fortlaufende Dokumentation der Erlebnisse eines Individuums, so kann es auch von vornherein als narrative Fiktion verfasst sein. In beiden Fällen lässt sich aber das besondere, die Gattung auszeichnende Verhältnis zwischen Schreib‑ und Rezeptionsprozess beobachten. An ausgewählten Beispielen ist nicht nur zu diskutieren, welche Bedeutung das Tagebuchschreiben für die Verfasserin oder den Verfasser hat, sondern auch, an welcher Stelle das Lesepublikum ins Spiel kommt.

Das Hauptinteresse des Seminars richtet sich auf nicht fiktionale und fiktionale Beispiele der Moderne und Gegenwart. Ziel ist es, im Verlauf der Diskussionen eine grundsätzliche Bestimmung der Formen und Möglichkeiten der Gattung Tagebuch gemeinsam zu erarbeiten. Gelesen werden Texte u.a. von Arthur Schnitzler, Henry James, Robert Walser, Franz Kafka, Werner Herzog, J. M. Coetzee.


Semester: SoSe 2024