Das Seminar hat einen interdisziplinären und experimentellen Charakter. Sein Ziel ist es, auf verschiedenen Feldern die Praktiken der Distinktion und die Handhabung der dadurch enstehenden Grenzziehungen zu beleuchten. Während viel moralische und politische Anliegen auf eine Aufhebung von Unterscheidungen, auf Konsens und Gemeinschaft abzielen (exempl. Stichwort: Inklusion), gehört die Praktiken der Distinktion zu den elementaren kognitiven Tätigkeiten und sozialen Organisationsformen des Menschen. Philosophisch formuliert, verbinden die Praktiken der Unterscheidung Epistemologie, Ontologie und Ethik – und nicht zuletzt die Theologie. Damit verbinden sich fragen wie: Wer hat die Autorität bzw. Souveränität zu diesen Praktiken? Sind Unterscheidungen aufzuheben, und wenn ja, ist dies ohne neue Unterscheidungen und Grenzziehungen möglich?

Das Seminar wird exemplarische Texte von TheoretikerInnen und TheologInnen der Unterscheidung studieren. Das Programm wird in der ersten Sitzung vorgestellt und mit den TeilnehmerInnen abgestimmt.

Teilnahmevoraussetzung ist nicht (!), ‚Theoriefreak‘ oder gar ‚post-postmoderner Spekulationsprofi zu sein. Erforderlich sind vielmehr a) eine intellektuelle Neugierde, b) Geduld für das präzise Lesen eigentümlicher Texte und c) die Bereitschaft, in verschiedene Rationalitäten einzutauchen.


Semester: ST 2024