Wenn auch eines der Hauptstichworte bei der Beschreibung der geistigen Situation des Westens ‚Säkularisierung‘ lautet, so heißt das doch nicht, dass die Menschen schlicht-weg areligiös wären. Viele können sich gut vorstellen, dass es ‚irgendetwas Höheres‘ gibt, eine ‚Macht, die über allem steht‘. Problematisch erscheint es dagegen, wenn das unbe-stimmte spirituelle Gefühl oder die vage Ahnung konkretisiert wird: Der Ruch des Anma-ßenden, gar des Fundamentalistischen und Totalitären haftet dezidierten religiösen Wahrheitsbehauptungen an. Das trifft das Christentum an einer zentralen Stelle, ist sein Glaube doch an Konkretheit kaum zu überbieten: Gott handelt nicht nur oberflächlich, äußerlich an der Welt, sondern er handelt in ihr und aus ihrem Inneren heraus, indem er Mensch wird und seine Herrschaft überall auf der Welt auszubreiten beansprucht. Wie lässt sich die Zumutung eines derart konkret werdenden Handelns Gottes in der Welt auf wissenschaftlichem Denkniveau plausibilisieren? Was meinen Christen genau, wenn sie ein Handeln Gottes in der Welt behaupten, und wie verhält sich diese Behauptung zum Postulat der Vernunfthaftigkeit des christlichen Glaubens? Solche und verwandte Fragen werden im Hauptseminar bedacht und diskutiert werden.
- Kursleiter/in: Eva Grabietz
- Kursleiter/in: Markus Knapp
- Kursleiter/in: Benedikt Poetsch