1.2b Zahlen (Fortsetzung)
1.2 Zahlen (Fortsetzung)
Der Betrag einer reellen Zahl \(a \in \mathbb{R}\) ist definiert durch
\(\left|a\right|:=\left\{\begin{array}{rl}a,&\;\;\text{falls}\;\;a\geq 0\;\;\text{ ist }\\-a,&,\text{ falls } a\leq 0\text{ ist }\\\end{array}\right.\)
Hier eine kleine Testaufgabe zum Berechnen von Beträgen:
Für das Rechnen mit Beträgen gelten folgende Regeln.
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\(\;\;\left| a \right| \geq 0\) und \(\left| a \right| = 0 \Leftrightarrow a = 0\)
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\(\;\; \left| -a \right| = \left| a \right|\)
-
\(\;\; - \left| a \right|\leq a \leq \left| a \right|\)
-
\(\;\;\left| a{\cdot } b \right| = \left| a \right| \cdot \left| b \right|\)
-
\(\;\;\left| \displaystyle \frac {a}{b} \right| = \displaystyle \frac {\left| a \right|}{\left| b \right|}\), falls \(b\neq 0\)
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\(\;\;\left| a+b \right| \leq \left| a \right| + \left| b \right|\) (Dreiecksungleichung)
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\(\;\;\left| a-b \right| \geq \left|\, \left|a\right|-\left| b \right|\, \right|\) (umgekehrte Dreiecksungleichung)
Begründung: Die Regeln (i)-(v) verifiziert man, indem man alle Möglichkeiten \(a \geq 0\), \(a< 0\), \(b\geq 0\) und \(b< 0\) durchspielt und den Betrag jeweils durch den passenden Ausdruck \(a\), \(-a\), \(b\) oder \(-b\) ersetzt.
So ist beispielsweise für (iii) im Fall \(a\geq 0\) zunächst \(|a|=a\) und damit \(-a=-|a|\leq a=|a|\), während im Fall \(a<0\) der Betrag \(|a|=-a>0\) ist und daher gilt: \(-|a|=a\leq -a=|a|\).
Um die Dreiecksungleichung (vi) nachzuweisen, stellen wir erst einmal fest, dass dort auf beiden Seiten nicht-negative Zahlen stehen. Aus diesem Grund ist das Quadrieren eine Äquivalenzumformung.
Beachtet man noch, dass \(|a+b|^2=(a+b)^2\) ist, dann erhält man
\(\begin{array}{rcl}\left|a+b\right|&\leq&\left|a\right|+\left|b\right|\\&&\\\Leftrightarrow\left|a+b\right|^2&\leq&\left(\left|a\right|+\left|b\right|\right)^2\\&&\\\Leftrightarrow a^2+2ab+b^2&\leq&a^2+2\left|ab\right|+b^2\\&&\\\Leftrightarrow 2ab&\leq&2\left|ab\right|\end{array}\)
Da die letzte Ungleichung offenbar immer richtig ist, ist die Dreiecksungleichung auch wahr.
Für die "umgekehrte Dreiecksungleichung" (vii) benutzt man die normale Dreiecksungleichung auf geschickte Weise: Es ist
\(\begin{array}{rcl}|a|=\left|a-b+b\right|&\leq&\left|a-b\right|+\left|b\right|\\\Leftrightarrow|a|-|b|&\leq&|a-b|\;\; \text{und} \;\; \\|b|=\left|b-a+a\right|&\leq&\left|b-a\right|+\left|a\right|\\ \Leftrightarrow|b|-|a|&\leq&|b-a|=|a-b|\end{array}\)
Insgesamt ist dann
\(-|a-b| ≤ |a| - |b| ≤ |a-b|\)
woraus die Ungleichung (vii) folgt.
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\(\sqrt{a^2}=\left|a\right|.\)
Man darf also Wurzel und Quadrat nicht einfach "gegeneinander wegkürzen".Umgekehrt gilt dann für beliebige reelle Zahlen a und b:
\(\left|a\right|\leq\left|b\right|\Leftrightarrow a^2\leq b^2\)
Mit Hilfe des Betrags kann man auch in sehr kompakter Notation Intervalle um eine vorgegebene Zahl \(x_0\) herum angeben: Sei dazu \(r \geq 0\). Für \(x \in \mathbb{R}\) gilt
\(\left|x-x_0\right| \leq r\;\;\;\Longleftrightarrow\;\;\;x_0-r \leq x \leq x_0+r\;\;\;\Longleftrightarrow\;\;\;x\in(x_0-r,x_0+r).\)
Diese Art von Intervallen wird in der Analysis recht oft benutzt.