Sehr eindrücklich fand' ich die Beschreibung, dass 180.000 Mann vor ihrem Gott auf die Knie fallen. Die religiöse Aufladung von Krieg scheint starke Kräfte zu mobilisieren und ein Gefühl von "higher purpose" zu entwickeln. Auch scheint es die Einheit und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Somit hatte es für diejenigen die einen Nutzen aus dem Krieg ziehen konnten einen immensen Nutzen. Auch für den einzelnen Soldaten hat die religiöse Dimension des Krieges sicherlich einen positiven Effekt gehabt, zumindest in der persönlichen Wahrnehmung. Man sah sich als von Gott berufen und behütet an.
Das Leid eines jeden Krieges zeigt aber deutlich, dass der Missbrauch dieser religiösen Dimension äußerst unangebracht ist. Die Behauptung, dass Gott einen Krieg befürwortet und die eigene Kriegspartei unterstützt, kann nie haltbar sein, weil es, selbst wenn es so wäre, nie nachweisbar wäre. Letztlich nehmen sich Menschen hier eine Deutungsmacht der Wirklichkeit heraus, die einem nicht zusteht. Sie meinen, zu bestimmen, was Gott will und meinen zudem, dass zur Durchsetzung dieses Willens auch Mittel grausamster Gewalt ihrerseits gerechtfertig ist. Aus moderner westlicher Perspektive muss diese religiöse Aufladung äußerst schwierig klingen und kann kaum auf Verständnis stoßen. Wenn wir die Gefahr einer religiösen Überhöhung von Krieg aber aus den Augen verlieren, können extremistische Gruppen jeder Religion dieses immense Mobilisierungspotenzial nutzen. Es gilt hier aufzuklären und präventiv gegen religiös anmutende Politik und Rhetorik in Bezug auf (außen)politische Themen vorzugehen.
Zustimmen möchte ich einem vorrangegangenen Beitrag, der feststellte, dass Sätze wie "Der Tod für's Vaterland gewährt den Himmel" ein falsches Evangelium verkünden. Sie sind vermutlich die schrägste Verzerrung des Evangeliums, die ich bisher kennenlernen "durfte".