Pietismus KG IV 31.10.2024

Pietismus KG IV 31.10.2024

by Andrea Horras -
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An Speners Schrift pia desideria lassen sich folgende Unterschiede

 

1.      zur orthodoxen Theologie: Luther habe die Lehre reformiert, dagegen will Spener eine entsprechende Anleitung zu einem heiligen Leben in den Vordergrund rücken.

2.      Im Unterschied zu Luthers sola gratia Rechtfertigung allein aus Glauben, muss bei Spener/Pietismus ein Datum der Bekehrung festgehalten werden.

3.      Ein weiterer Unterschied zur Orthodoxie: Hier ein hochscholastisches Lehrgebäude, dort findet Individualisierung und Verinnerlichung statt, Gespräche im Herzen mit Gott.

4.      Hier Ausformung von Dogmen, dort Bibel-Gesprächskreise als collegia pietas, dazu Konventikel, Erbauungsliteratur und Gebet und Gesang. Es bildet sich eine ecclesiola in der ecclesia. Auch wenn Prinzip Sola scriptura, bei Spener Bibellese und Priestertum aller Gläubigen und Teilnahme am Abendmahl, so ist insofern ein gradueller Unterschied festzumachen an der innerhalb der Kirche abgeschiedene ecclesiola. Luther würde diese „Absonderung“ als zu spiritualistisch betrachten und m.E. ziemlich rigoros (wie das  Schwärmertum eines Th. Müntzer) bekämpfen.

5.      Reformierte Theologie mache ich fest an Spener bzw Pietismus allgemein an seiner rigoristischen Ausrichtung der praktisch ausgerichteten Ethik: Kein Schmuck, Alkohol etc., der Nächste soll auch äußerlich das erneuerte Leben erkennen sollen. Es geht um die Vervollkommnung des Lebens, eine stetiges Wachstum der Heiligung.

6.       Auch soll der Mensch sich im Gehorsam üben, hier zeigt sich die Rezeption Genfer Reformation.

7.      Forderungen an den Lebenswandel der Professoren halte ich für sehr kritisch. Wenn natürlich jemand betrunken zur Uni erscheint, mache ich mir so meine Gedanken…

8.      Wenn jemand nun im Schottenrock erscheint und /oder mit roten Fingernägeln oder gepearct, gehört nicht zu meiner Beurteilung eines Dozierenden. Mich überzeugt dagegen die geistig- theologische Grundhaltung, die mir in Gesprächen begegnet, in einer persönlichen Haltung zu mir als Lernende. Rigoristisch-extreme äußere Anforderungen lehne ich ab.