Im Folgenden soll eine Interpretation der vierten und fünften Strophe des Liedes "Wie schön leuchtet uns der Morgenstern" von Philipp Nicolai erfolgen. Im Mittelpunkt der vorliegenden Interpretation steht die Frage, welche Bedeutung das Lied für den singenden Menschen hat.
Unter Berücksichtigung der zuvor in Unna grassierenden Pestepidemie, welche mit großem Leid, zahlreichen Todesopfern und folglich der Zerstörung zahlreicher Familien und Existenzen einherging, lassen sich meiner Auffassung nach drei Themen identifizieren. Besonders hervorzuheben sind die Themen Freude und Liebe, Vertrauen und Hoffnung.
Es ist nicht meine Absicht, im Detail zu beschreiben, welche Zeilen des Liedes welches Thema besonders stark machen. Stattdessen möchte ich die generelle Feststellung treffen, dass alle genannten Dinge stets von Gott zum Menschen kommen. Die Freude entspringt dem göttlichen Blick auf den Menschen, die Liebe manifestiert sich in Jesus, dem sich der Sänger als Braut gegenüberstellt, das Vertrauen gründet sich auf das ewige, himmlische Leben, das Jesus geben wird.
In Anbetracht der verheerenden Auswirkungen der Pest und ihrer Folgen erscheint es nachvollziehbar, dass die Menschen damals ihre Hoffnung auf Gott setzten und durch seinen Blick auf sie Freude empfanden. In Anbetracht der Erschwernisse des irdischen Lebens zu dieser Zeit erscheint auch der Verweis auf das ewige Leben nachvollziehbar. In Anbetracht der Erschwernisse des irdischen Lebens zu dieser Zeit erscheint der Verweis auf das ewige Leben oder Gottes Umarmungen, um Trost zu spenden, ohne jeglichen Bezug auf das irdische Leben am ehesten Balsam wenigsten evangelisch, da die potentiellen Sänger ja noch nicht verstorben sind und in der Bewältigung ihres Alltags, sowohl spirituell als auch physisch, durch Gottes Umarmung oder den Verweis auf das ewige Leben nur begrenzt unterstützt werden können.
In Bezug auf den Verweis auf Gott und sein Gnadenhandeln an uns kann das Lied als sehr evangelisch bezeichnet werden. Der Sänger erwartet die genannten Dinge, ohne eine eigene Vorleistung erbringen zu müssen. Die Ideen von „sola gratia“, solus christus“ und „sola fide“ werden sehr deutlich.