Die Ellipse ist eine rhetorische Figur, bei dem die Auslassung eines Wortes (oder Satzteils) das für das Verständnis des Satzes nicht unbedingt erforderlich ist, grammatisch aber notwendig wäre. Sie wird dem ornatus in verbis coniunctis, also dem Redeschmuck in Wortverbindungen zugerechnet. (>>Ich dich ehren? Wofür?<<, Goethe: Prometheus) |
"Die Geminato ist eine Figur der Wortwiederholung. Als Geminatio bezeichnet man die Wiederholung von Wörtern in unmittelbarer Nachbarschaft. Das bedeutet, dass ein Wort oder eine Wortgruppe direkt nacheinander, meist durch ein Komma getrennt, erneut verwendet wird. Bsp: O Gott, O Gott, warum hast du das getan?"
(siehe: http://wortwuchs.net/stilmittel/geminatio/) |
Die Topik ist ein Fragenkatalog, der dazu dient einen Sachverhalt genauestens schildern zu können. Dieser Sachverhalt wird ermittelt mit Hilfe der sogenannten W-Fragen, die zum einen die handelnde Person (quis=wer?), sowie die Handlung selbst (quid=was?) erfasst, als auch den Ort der Handlung (ubi=wo?) und mögliche Mitakteure in Form von Helfern und Unterstützern herausstellt (quibus auxiliis=welche Helfenden?). Zudem wird durch die Frage "quomodo" (auf welche Weise?) die Art und Weise des Verlaufes des Geschehens und durch die Frage "quando" (wann?) der Zeitpunkt der Handlung ermittelt. |
Die "genera elocutionis" wird auch die Dreistillehre genannt. Sie steht in enger Verbindung zu den Aufgaben eines Redners (Belehren, Erfreuen, Bewegen), wobei ihr Fokus auf der Ausformulierung der Gedanken liegt. Unterschieden wird dabei in den schlichten "niederen" Stil (genus oder stilus humilis), der die Absicht des Belehrens verfolgt; den mittleren Stil (genus medium oder stilus mediocris), der dazu dient, um zu erfreuen oder milde Affektziele zu erreichen und in den hohen oder erhabenen Stil (genus sublime oder stilus Gravis), der zur Erregung der leidenschaftlichen Affekte dient. |
Die Litotes gehört zu den Tropen und ist die Umgehung einer Übertreibung oder lobenden Äußerung durch die Verneinung des Gegenteils: „nicht schlecht" bedeutet meist „ziemlich gut". |
Die "officia oratoris" sind die drei Aufgabenbereiche eines Redners, die parallel zu den drei Stilebenen (genera elocutionis) durch die beabsichtigte Wirkung unterschieden werden in: 1. Ein intellektuelles Wirkziel, mit dem der Redner auf den Verstand (logos) des Publikums einwirken will, um seine Zuörer zu unterrichten (docere) oder ihnen etwas zu beweisen (probare). 2. Ein "mildes" Affektziel, indem er seine Adressaten erfreuen (delectare) oder für sich gewinnen (conciliare) will, wobei er als Überzeugungsmittel die eigene Haltung (ethos) mit einbezieht. 3. Ein leidenschaftliches Affektziel, wobei das Publikum bewegt (movere) oder sogar zu Taten aufgestachelt (concitare) werden soll, indem die Leidenschaft (pathos) hierbei als Überzeugungsmittel eingesetzt wird. |
Der Neologismus ist eine rhetorische Figur und eine Wortneuschöpfung des Redners oder Dichters, die einerseits das Fehlen eines passenden Wortes kompensieren soll, andererseits aber auch den Zuhörer oder Leser überrascht und so Abwechslung bietet. Beispiel: Brunch (Breakfast + Lunch). |
Die Hyperbel ist eine Trope und eine Figur der bewussten Übertreibung, die meist die Funktion der Erhöhung oder Verringerung eines Sachverhalts oder einer Person hat. „Ich hab' es schon 1000 mal versucht!” |
Die Synekdoche gehört zu den Tropen und bezeichnet die Ersetzung eines Wortes durch einen Begriff aus demselben Begriffsfeld. So kann ein Wort durch einen Begriff mit engerer oder weiterer Bedeutung, einen Ober- oder Unterbegriff ersetzt werden: „Unser täglich Brot" steht stellvertretend für alle Nahrungsmittel. |
Die Metapher gehört zu den Tropen und ist ein abgekürzter Vergleich ohne Vergleichspartikel. Der eigentliche Ausdruck wird durch etwas ersetzt, das deutlicher, anschaulicher oder sprachlich reicher sein soll. Beispiel: „Der Mond ist ein blutiges Eisen." - Büchner: Woyzeck |
Anadiplose ist eine Stilfigur aus dem Bereich der Wortwiederholungen. Kern der Anadiplose ist die Wiederholung des letzten Wortes bzw. der letzten Wortgruppe eines Satzes (oder Verses) am Anfang des folgenden Verses oder Satzes. "Das Wort Anadiplose lässt sich aus dem Griechischen ableiten und bedeutet soviel wie Wiederholung oder Verdopplung. Bsp: Sein Mantel war aus Eisen, / Aus Eisen sein Habit." (siehe: http://wortwuchs.net/stilmittel/anadiplose/) |
Tropen sind Formen ›uneigentlichen‹ Sprechens: Wörter werden nicht im eigentlichen Sinne, sondern in einem übertragenen, bildlichen Sinne gebraucht; es besteht ein semantischer Unterschied zwischen Gesagtem und Gemeintem. |
Der Archaismus ist eine rhetorische Figur und wird als ein altertümlicher oder altertümlich erscheinender Ausdruck verstanden, der häufig dem Redegegenstand zu einer größeren Würde verhelfen oder auch in literarischen Texten, Stilformen oder Mentalitäten älterer Kulturzustände zitieren soll. Sie wird dem ornatus in verbis singulis, also dem Redeschmuck in Einzelwörtern zugerechnet. (>>Hab nun ach die Philosophey/Medizin und Juristerey,/Und leider auch die Theologie/Durchaus studiert mit heißer Müh<<, Goethe: Faust) |
Die Allegorie ist eine Trope und gilt als fortgesetzte, erweiterte Metapher: Das Bild steht nicht für einen einzelnen Begriff, für eine einzelne handelnde Figur. Vielmehr wird im Bild eine ganze Reihe von Gedanken, ein komplexerer Zusammenhang, ausgedrückt. Beispiel: „Mein Wandel auf der Welt, Ist einer Schifffahrt gleich: Betrübnis, Kreuz und Not sind Wellen, welche mich bedecken und auf den Tod mich täglich schrecken.” J.S. Bach: Kreuzstab-Kantate |
Das Symbol gehört zu den Tropen und ist ein Sinnbild, das in seiner Ausdruckskraft den Inhalt eines vorgestellten Gegenstandes zum Ausdruck bringt. „Weiße Taube" als Symbol des Friedens |
Die Anapher ist eine rhetorische Figur und eine Wortwiederholung am Anfang mehrerer Sätze oder auch Verszeilen. Sie wird dem ornatus in verbis coniunctis, also dem Redeschmuck in Wortverbindungen zugeordnet. (>>Dort meine Hütte,/Dort hin zu waten<<, Goethe: Wandrers Sturmlied) |
Was ist die perspicuitas? |
Meint die sprachliche Klarheit und ist einer der grundsätzlichen Stilanforderungen. |
Die Rhetorik ist die Lehre vom öffentlichen Sprechen mit der Absicht zu überzeugen oder zu überreden. Die Rede muss dabei richtig und klar formuliert sein und dem Hörer, dem Redegegenstand und der Kommunikationssituation angemessen sein. |
Das Asyndeton ist eine rhetorische Figur und heißt die Häufung von ähnlichen oder gleichbedeutenden Wörtern, von Wörtern verschiedener Bedeutung oder auch innerhalb einer Klimax, die auf sämtliche Bindewörter (und, oder) verzichtet. Sie wird dem ornatus in verbis coniunctis, also dem Redeschmuck in Wortverbindungen zugerechnet. (>>Innre Wärme,/Seelenwärme,/Mittelpunkt<<, Goethe: Wandrers Sturmlied) |
Bei den "partes artis" handelt es sich im Allgemeinen um die Arbeitsschritte bei der Verfertigung einer Rede. Die Arbeit beginnt 1. mit den generellen Auffindung der Gedanken, der sogenannten inventio, und erstreckt sich 2. im Weiteren über die dispositio, bei der der Argumentationsgang konzipiert wird und der Redner seinen Vortrag im Groben plant, 3. bis hin zur elocutio, der Ausformulierung der Gedanken durch die Einsetzung von sprachlichen Mitteln und die Verbindung der Argumente. 4. Im anschließenden Schritt, der memoria, bereitet sich der Redner auf den eigentlichen Vortrag vor, indem er seine Rede auswendig lernt, um dann 5. im letzten Schritt, der actio/ pronuntiatio, die Rede überzeugend umzusetzen und vorzutragen. |
aptum bedeutet Angemessenheit. Sie besagt, dass der Redner verschiedene Elemente, Aspekte, Teile usw., die für die Rede bzw. den Text und seine Äußerungssituation bedeutsam sind, möglichst so aufeinander abstimmen solle, dass sie ein harmonisches und (gerade deshalb) wirkungsvolles Ganzes ergeben. |
Die Inversion ist eine rhetorische Figur und verkehrt die grammatische Satzfolge. Damit sollen die zentralen Wörter im Vers in Eckstellung gebracht oder einem Metrum angepasst werden. Sie wird dem ornatus in verbis coniunctis, also dem Redeschmuck in Wortverbindungen zugerechnet. (>>Wandeln wird er/Wie mit Blumenfüßen/Über Deukalions Flutschlamm/Python tötend, leicht, groß/Pythius Apollo<<, Goethe: Wandrers Sturmlied) |
Der Parallelismus ist eine rhetorische Figur und ordnet Sachverhalte in paralleler syntaktischer Fügung an. Zudem kann sie häufig eine Steigerung und eine Klimax darstellen oder auch stilistisch mit der Anapher verbunden sein. Sie wird dem ornatus in verbis coniunctis, also dem Redeschmuck in Wortverbindungen zugerechnet. (>>Und meine Hütte,/Die du nicht gebaut,/Und mein Herd,/Um dessen Glut/Du mich beneidest<<, Goethe: Prometheus) |
Meint die sprachliche Korrektheit und ist einer der grundsätzlichen Stilanforderungen. |
Bei den "genera orationis" handelt es sich um drei verschiedenen Gattungen oder Arten einer Rede, darunter wird 1. die Beratungsrede (genus deliberativum) gefasst, die ihren Ort in der Volksversammlung oder dem Parlament hat und somit die Mitglieder, als Adressaten, bei dem Treffen von Entscheidungen durch Zu- oder Abraten unterstützt. 2. die Gerichtsrede (genus iudiciale), die ihren Ort im Gericht hat und der Funktion der Anklage oder Verteidigung nachgeht mit den Richtern als Adressaten. 3. die Fest-, Prunk- oder Gelegenheitsrede (genus demonstrativum), die ihren Ort in feierlichen Zeremonien, im Festsaal oder bei einer Totenfeier hat, weshalb die Adressaten jeweils die Fest- oder Trauergemeinde sind, die die lobende bzw. tadelnde Ausführung überliefert bekommen. |
Der Chiasmus ist eine rhetorische Figur, wobei eine Aufeinanderfolge zweier Ausdrücke mit gleichen oder ähnlichen sprachlichen Einheiten, deren Reihenfolge im zweiten Ausdruck vertauscht wird. Sie wird dem ornatus in verbis coniunctis, also dem Redeschmuck in Wortverbindungen zugerechnet. (>>Eng ist die Welt und das Gehirn ist weit<<, Schiller: Wallenstein) |
Der Redeschmuck in Wortverbindungen (ornatus in verbis coniuncits) umschließt verschiedene Formen meist auf der Satzebene sichtbarer und die Wortfügung. Wortfiguren haben immer eine amplifizierende Funktion, d.h. sie heben ein Wort besonders hervor, zur Erhöhung oder Verminderung des Gemeinten. Der Redeschmuck in Einzelwörtern (ornatus in verbis singulis) umschließt z.B. sprachliche Bilder, die sogenannten Tropen, sowie Archaismus und Neologismus. |
Die Stilistik befasst sich mit den Variationen des Stils und seinem Gebrauch, wobei sie vor allem die rhetorische Figurenlehre nutzt, um Stilmerkmale eines Textes beschreiben zu können. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der unterschiedlichen Anwendung der Sprache in Abhängigkeit von dem Kontext oder der Situation. Zu Erfassung dienen dabei sowohl schriftliche Texte als auch der mündliche Gebrauch. |
Die Metonymie gehört zu den Tropen und ist die Ersetzung eines Wortes durch ein anderes, das in einer „realen” Beziehung zum ersten steht. Dabei wird der sprachliche Ausdruck nicht in seiner eigentlichen wörtlichen Bedeutung, sondern in einem nichtwörtlichen übertragenen Sinn gebraucht. Beispiel: „Trinkst du noch ein Glas mit mir?” |
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