Fokalisierung ist die Perspektivierung des Erzählten. Der Begriff bezeichnet den Standpunkt, also den Blickwinkel des Erzählers zum Geschehen und zudem auch die Wahrnehmung des Geschehens einer erlebenden Figur. Bei der Nullfokalisierung (Übersicht) weiß und sagt der Erzähler mehr, als alle seine Figuren wissen und wahrnehmen können. Bei der internen Lokalisierung (Mitsicht) weiß der Erzähler so viel wie seine Figur. Er sagt also nicht mehr, als seine Figur weiß. Bei der externen Lokalisierung (Außensicht) sagt der Erzähler weniger, als die Figur weiß. Er kann sie nur von außen beobachten. |
Die Novelle ist die traditionelle Ausprägung der kürzeren Großform literarischen Erzählens (ital. ,,novella'' = Neuigkeit). Es stellt eine Neuigkeit dar, welche meist ein gesellschaftlicher Konflikt ist. Das Neue, Unerhörte wird objektiv, neutral erzählt. |
Narrative Metalepse: ‚Kurzschluss‘ zwischen den verschiedenen Ebenen der Erzählung (Erzähler 1. Ordnung tritt im Erzählen 2. Ordnung auf). Wenn die beiden erzählten Welten der Rahmen- und Binnenerzählung miteinander verknüpft werden, sodass die Figuren oder Geschehnisse der beiden Welten miteinander auf paradoxe Weise interagieren, liegt eine narrative Metalepse vor, in der somit die Grenzen zwischen den beiden fiktiven Erzählwelten durchbrochen sind. |
Wenn eine Geschichte nicht chronologisch erzählt wird, spricht man von Anachronie, kann die Reihenfolge der Erzählung nicht mehr bestimmt werden, weil die Abschnitte der Erzählung nicht in Beziehung zueinander stehen, liegt eine Achronie vor. Wird die Erzählung unterbrochen und ein Ereignis berichtet, welches schon in der Vergangenheit passiert ist, liegt eine Analepse vor (vgl. Kriminalroman). Im Gegensatz dazu steht die Prolepse, bei der Ereignisse, die erst im Verlauf der Geschichte/in Zukunft passieren werden, früher erzählt werden. |
Eine Rahmenerzählung ist eine Erzählung aus zwei Handlungsebenen: In einer Einführung und in einem dazu entsprechenden Schlussteil wird eine Situation geschildert, aus der heraus die eigentliche Erzählung vorgetragen wird. Die Rahmenerzählung umgibt die eigentliche Erzählung (Binnenerzählung) wie einen Rahmen. Innerhalb der Rahmenerzählung können also eine (oder mehrere) Binnenerzählung(en) vorliegen. |
Homodiegetische Erzählinstanz |
Eine homodiegetische Erzählinstanz liegt vor, wenn derjenige, der erzählt, Teil der Geschichte ist und am Geschehen beteiligt ist. Dabei kann die Erzählinstanz ein beteiligter oder unbeteiligter Beobachter, eine Nebenfigur oder selbst die Hauptfigur sein. Es wird in der ersten Person erzählt. |
Fiktionales (von lat. fingere: bilden, erdichten, vortäuschen) Erzählen fingiert die wesentlichen Strukturelemente des faktualen Erzählens. Der Erzähler ist eine Fiktion und die wichtigste Erfindung. Der Erzählgegenstand, die erzählte Welt wie z.B. die Orte, Figuren und Handlungszusammenhänge, sind ebenfalls fingiert. Die Tatsache, dass die literarische Erzählung sich aber auf etwas angeblich Vergangenes bezieht, bestimmt die Zeitstruktur des erzählenden Textes. |
Die Kalendergeschichte ist eine kurze Erzählung über heitere oder merkwürdige Begebenheiten, die sich aus den Erfahrungen des Volkes ergeben. Sie hat die Absicht zu belehren, dient der Unterhaltung oder Besinnlichkeit und ist sprachlich leicht verständlich. |
Extra- und Intradiegetisches Erzählen |
Unter extradiegetischem Erzählen versteht man eine Erzählinstanz, die außerhalb der erzählten Welt wiedergegeben wird. Alles, was vom Erzähler direkt und unmittelbar erzählt wird, kann als extradiegetisch bezeichnet werden (Rahmenerzählung/ Erzählen 1. Ordnung). Intradiegetisches Erzählen ist eine Narration, die innerhalb der extradiegetischen Welt („räumlich-zeitliche Welt der Charaktere“ einer Geschichte) erfolgt, wenn also z.B. eine Figur eine Geschichte erzählt. Der Begriff intradiegetisch bezeichnet eine narrative Ebene, die innerhalb dieser Welt liegt. (Eine Erzählung eingelagert in eine Erzählung z.B. Binnenerzählung in einer Rahmenerzählung/ Erzählen 2. Ordnung). |
Der personale Erzähler stellt multiperspektivisches Erzählen, welches durch den häufigen Perspektivenwechsel gekennzeichnet ist, dar. Es ermöglicht die Darstellung des Inneren der Figuren. Der Erzähler ist neutral. |
Ein innerer Monolog ist eine Form des Erzählens, um Gedanken und Bewusstseinsinhalte, unausgesprochene Fragen, Reflexionen und Empfindungen einer Figur wiederzugeben. Es bezeichnet ein stummes Selbstgespräch und verwendet die Ich-Form und das Präsens. |
Bei dem Begriff der erzählten Zeit geht es um den (fiktiven) Zeitraum einer Geschichte, in dem die erzählten Ereignisse stattfinden. Dementsprechend hat eine Erzählung, die die Zeit zwischen 1950-1970 behandelt, die erzählte Zeit von 20 Jahren. |
Metadiegetisches Erzählen |
Metadiegetisches Erzählen beinhaltet die Erzählung einer Figur, die der erzählten Welt einer intradiegetischen Erzählung angehört (also einer Binnengeschichte, die ihrerseits zu einer Rahmengeschichte wird/ Erzählen 3. Ordnung) von Geschichten anderer Figuren erzählt. |
Faktuale Erzählung wird auch Wirklichkeitsbericht oder Wirklichkeitsaussage genannt. Als faktual bezeichnet man eine Darstellung, die die reale Welt in ihrer unmittelbar gegebenen Beschaffenheit beschreibt (beispielsweise Zeitungsbericht, Reportage). |
Der Schwank ist die derbere Darstellung einer 'komischen' Begebenheit, eines erheiternden Konflikts zwischen mehreren Ständen (der sich auflösenden Feudalgesellschaft des ausgehenden Mittelalters). Außerdem artikuliert ein beginnendes bürgerliches Selbstbewusstsein. |
Die erlebte Rede steht zwischen dem Erzählbericht und der Figurenrede. Dabei wird die Innenwelt einer Figur in der dritten Person indikativ und im epischen Präteritum wiedergegeben. Durch die erlebte Rede entsteht eine Distanz zwischen Leser und Figur, da die Gedanken und Gefühle nicht von der Figur selbst, sondern von dem Erzähler geschildert werden. |
Sonderfall der Metalepse: Wenn sich die beiden Erzählungen (Rahmen- und Binnenerzählungen) wechselseitig enthalten, spricht man von mise en abyme. Der Anfang der Erzählung ist auf der intradiegetischen Ebene zu finden. Die erzählte Welt enthält also den Akt ihrer Erzeugung, enthält sich sozusagen selbst. Der Ort der beiden miteinander in Wechselbeziehung stehenden Erzählungen ist nicht eindeutig feststellbar. |
Kommt innerhalb einer Erzählung ein zweiter Erzähler mit einer separaten Geschichte zu Wort, existieren zwei Diegesen. Wird die Grenze zwischen zwei Welten, zwischen der, in der man erzählt, und der, von der erzählt wird, überschritten, spricht Gérard Genette von Metalepsen. |
Zeitdeckendes Erzählen ist gekennzeichnet durch die gleiche Dauer von Erzählter Zeit und Erzählzeit und findet sich vor allem bei der wörtlichen Wiedergabe von Dialogen o.ä. statt. Beim zeitdehnenden Erzählen ist die Erzählzeit länger als die erzählte Zeit. Zeitraffung meint, dass die erzählte Zeit länger als die Erzähler ist und dient dem Auslassen einiger Aspekte aus dem Geschehen der Geschichte. |
Die Zeit, die ein Leser benötigt, um ein Buch zu lesen, nennt man Erzählzeit. Unabhängig von einem bestimmten Leser definiert man diese Zeit auch der Seitenzahl des Buches entsprechend. So benötigt man zum Beispiel ungefähr vier Stunden oder aber 118 Seiten, um Goethes "Werther" zu lesen. |
Heterodiegetische Erzählinstanz |
Wird die Geschichte von jemandem oder etwas erzählt, der/das nicht am Geschehen beteiligt ist und der/das nicht zu den Figuren der erzählten Welt gehört, spricht man von einer heterodiegetischen Erzählinstanz. Dabei steht die heterodiegetische Erzählinstanz zwischen dem Geschehen und dem Leser und erzählt in der dritten Person. |
Der Begriff ist abgeleitet vom antiken Vorgänger der erzählenden Prosa und ein Begriff für die Erzählliteratur als Gattung. Das Epos stellt eine Versdichtung über Helden und Götter dar. |
Der Bewusstseinsstrom ist eine extreme Form des inneren Monologs, bei dem jede Art von Wahrnehmungen, Erinnerungen und Empfindungen sowie einzelne Laute einer Figur ungeordnet und unkontrolliert bzw. einem Protokoll ähnlich in der ersten Person wiedergegeben werden. Anführungszeichen werden dabei weggelassen und der Gedankengang der Figur wird unabhängig von der Syntax geäußert. |
Die Montagetechnik bricht lediglich die Kontinuität des Erzählvorgangs auf. Es ist eine Technik, mit der man in seinem Text montageartige Bruchstücke einbaut, in dem man z.B. weitere Texte mitten in seinem Text einbaut. |
Der auktoriale Erzähler ist eine fiktive Erzählfigur, die sowohl Kenntnis über äußere Fakten der Geschichte, als auch über das Innere der Figuren besitzt. Der auktoriale Erzähler kommentiert und bewertet das Geschehen der Geschichte und ist somit nicht neutral. |
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