Eine Recensio (lat. recensio, Musterungâ) untersucht und dokumentiert den Entstehungsprozess eines Textes. |
Der Text ist ein Geflecht (lat. textus âGewebeâ, âGeflechtâ) aus Wörtern, die in Zusammenhang stehen. Man unterscheidet vier Funktionen des literarischen Textes: 1. die referenzielle Funktion (der Text bezieht sich zwar auf die Wirklichkeit, stellt aber eine fiktive Welt dar), 2. die expressive Funktion (der Autor bringt Stimmungen oder GefĂŒhle ein oder lĂ€sst seine Einbildungskraft produktiv werden), 3. die appellative Funktion (der Text nimmt engagiert Stellung zu politischen oder moralischen Fragen), 4. die Ă€sthetische Funktion (der Text bezieht sich auf seine sprachliche Verfasstheit). |
Wenn kein eindeutiges Lesen möglich ist, macht der Herausgeber Vermutungen (lat. Wort coniectura). Er ersetzt die verderbten Stellen durch ein mögliches passendes Wort, um so einen vollstÀndigen Text zu entwerfen, der stimmig gelesen werden kann. |
Eine Ausgabe bezeichnet die veröffentlichte Edition eines Werkes. Es gibt verschiedene Ausgaben: Die Studienausgabe mit einem vergleichsweise schmalen Apparat ist im Normalfall fĂŒr das wissenschaftliche Arbeiten geeignet, eine bloĂe Textausgabe enthĂ€lt keinen Apparat, als Ausgabe letzter Hand wird die letzte vom Autor autorisierte Ausgabe eines Werkes bezeichnet. Am besten fĂŒr das wissenschaftliche Arbeiten ist die historisch-kritische Ausgabe geeignet, die ausfĂŒhrlich ĂŒber Varianten, Fassungen und Entstehungsgeschichte informiert. |
Unter einer Korruptele versteht man in der Textkritik eine verderbte Stelle. Diese Stelle in einem Text ist nicht mehr leserlich, sodass das ursprĂŒngliche Wort nicht mehr entziffert werden kann. Sie wird deshalb mit einem Kreuz (lat. Crux) markiert. |
Die Textkritik befasst sich mit dem Bewerten von ĂberlieferungstrĂ€gern und der ErschlieĂung von nicht mehr erhaltenen Texten. |
Eine Fassung ist ein Text, der aufgrund einer im besten Fall gut begrĂŒndeten editorischen Interpretation mit mindestens einem anderen Text in einem direkten Entstehungszusammenhang betrachtet wird und sich von dem anderen bzw. den anderen Texten (oder Fassungen) aus dem behaupteten Entstehungszusammenhang unterscheidet. |
Ein Apparat verzeichnet und umfasst die fĂŒr die jeweilige Ausgabe relevanten Zusatzinformationen zu einem editierten Text, beispielsweise die Beschreibung aller TexttrĂ€ger, die Entstehungsgeschichte oder Varianten. Der Einzelstellenapparat stellt die Abweichung zwischen Briefen, Abschriften oder verschiedenen Drucken dar, wĂ€hrend die Korrekturen bei einem Einblendungsapperat in fortlaufendem Text aufgezeigt werden. Ein Treppenapparat zeigt die Chronologie der Korrektur des Autors an, wĂ€hrend die unterschiedlichen Varianten eines Werkes bei dem synoptischen Apparat parallel zueinander aufgezeigt werden. |
Die Heuristik bezeichnet ein Vorgehen, bei welchem durch die naheliegendsten bzw. logischsten Schlussfolgerungen, ohne umfassende Kenntnis ĂŒber das System, das dem Untersuchungsgegenstand zu Grunde liegt, Aussagen getroffen werden. |
ist die genaue Abschrift eines vorliegenden Textes. |
Ein Textzeugnis ist ein wichtiges Dokument, um die Entstehungsgeschichte nachzuvollziehen, zum Beispiel Vorstudien, Briefe, Quellenexzerpte, Schemata oder Tagebuchnotizen. |
Ein Stemma ist der âStammbaumâ eines Textes, es werden alle Varianten eines Textes chronologisch und nach AbhĂ€ngigkeit sortiert und zugeordnet. |
Eine Variante ist eine Version eines Textes (Films, Bildes...), welche zwar Ănderungen im Text oder allgemeine Unterschiede in der Form, Ăbertragung oder Handschrift aufweisen kann (z.B. Satzumstellungen, NamensĂ€nderung von Protagonisten, Rechtschreibung...), das Original jedoch noch eindeutig erkennbar bleibt. |
Ein Werk ist ein Produkt schöpferischer Arbeit und auch oft die Gesamtheit dessen, was jemand in schöpferischer Arbeit hervorgebracht hat. |
Paralipomena sind NachtrÀge und ZusÀtze zu einem Text. |
Ein Autor (lateinisch auctor âUrheberâ, âSchöpferâ, âFördererâ, âVeranlasserâ) ist der Verfasser oder geistige Urheber eines sprachlichen Werkes. Erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gibt es den Begriff des Autors als Schriftsteller, der mit seinem Werk Geld verdient und der sein Werk als sein Eigentum betrachtet. Im 20.Jahrhundert wird die Funktion und Bedeutung des Autors von Roland Barthes oder Michel Foucault grundsĂ€tzlich in Frage gestellt. |
von lat. emendatio = "Verbesserung" ist die Korrektur offensichtlicher Schreib-, Druck- oder Setzfehler. |
ist ein diskussionswĂŒrdiger Fundus von ausgewĂ€hlten Musterwerken, die als unverzichtbar fĂŒr kulturelle Bildung eingeschĂ€tzt werden. |
Die Edittionsphilologie ist ein Teilbereich der Germanistik und beschÀftigt sich mit Textgeschichte und Textkritik. |
Es gibt unterschiedliche Dokumente, die die Entstehungsgeschichte zu verstehen erlauben. Zum Beispiel: Vorstudien, Quellenexzerpte, Schemata, Brief- und Tagebuchnotizen. |
|