Opciones de matriculación

Unter den verschiedenen Bauaufgaben ist der Wohnungsbau seit jeher eine der zentralsten. Bereits in der Antike
war der Aufbau des Wohnhauses Gegenstand architektonischer Reflexionen, wie Vitruvs Traktat belegt. Dass
Wohnarchitektur nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern stets in ihrem gesellschaftlichen und räumlichen
Kontext steht, zeigt sich zunehmend in der Renaissance, etwa in Andrea Palladios Architektur. Seine Villa Rotonda
in Vicenza bildet den Ausgangspunkt dieses Lektürekurses im Sommersemester 2025. Ausgehend von der Frühen
Neuzeit und anhand verschiedener Beispiele aus unterschiedlichen Ländern soll ein epochenübergreifender
Überblick über Wohnarchitektur gegeben werden.
Gerade in der Moderne findet zunehmend ein theoretischer Diskurs statt, der über rein typologische Fragen
hinausgeht. Die alltägliche Praxis – die Nutzung der Wohnung – rückt in den Fokus und wird zum Kern eines
neuen Forschungsfeld. Nicht zuletzt die zunehmende Urbanisierung und vor allem die Industrialisierung, die zu
katastrophalen Wohnsituationen der Arbeiter:innen führen, fordern eine stärkere Berücksichtigung der soziale
Komponente. Die Krise des Wohnens fordert ihre Reflexion, sodass gegen Ende des 19. Jahrhunderts erste
staatlich subventionierten Wohnungsbauprogramme initiiert werden. Ab den 1920er-Jahren wird das Wohnen
in Philosophie und Soziologie als „anthropologische Tatsache, kulturelle Form, soziale Praxis und kollektive
Vorstellung“ (Kirsten Wagner) begriffen. Während für das bürgerliche Stadtpalais oder die Villenarchitektur
weiterhin klassische Architekturtheorien relevant bleiben, entwerfen Architekt:innen wie Le Corbusier
Wohnlösungen für Millionen Menschen.
Im einmal wöchentlich stattfindenden Lektürekurs soll anhand architekturtheoretischer Texte diese Entwicklung
diskutiert werden. Hinzu kommt, dass Methoden zur Analyse der jeweiligen Objekte vorgestellt werden. Ergänzt
wird der Kurs durch eine Übung vor Originalen, die Exkursionen in und um Bochum umfasst. Beispielsweise wird
die Siedlung Margarethenhöhe in Essen besichtigt, um das Spannungsfeld zwischen theoretischer Konzeption
und gebauten Wohnrealitäten greifbar zu machen. Weitere Wohnsiedlungen und exemplarische Bauten
verschiedener Epochen werden einbezogen, um die Wechselwirkungen zwischen architektonischem Entwurf,
gesellschaftlichen Bedingungen und städtebaulichen Entwicklungen zu beleuchten. Ziel ist es, ein vertieftes
Verständnis für die Rolle der Wohnarchitektur in unterschiedlichen historischen Kontexten zu vermitteln.
Literatur
Delitz, Heike: Gebaute Gesellschaft. Architektur als Medium des Sozialen, Dresden 2010.
Jöchner, Cornelia: Spatial Analysis as a Tool for Architectural and Urban Historians, in: Gurr, Jens Martin u.a.
(Hrsg.): Metropolitan Research. Methods and Approaches, Bielefeld 2022, S. 63-74.
Moravánszky, Ákos; Gyöngy, Katalin M. (Hrsg.): Architekturtheorie im 20. Jahrhundert eine kritische Anthologie,
Wien; New York 2003.
Mumford, Eric: CIAM and ITS Outcomes, in: Urban Planning 4/3 (2019), S. 291-298.
Primas, Urs: Zellen, Knoten und Muster. Prozesstypologie und Space Syntax verbinden?, in: ders.; Gerber, Andri
u.a. (Hrsg.): Morphologie von Stadtlandschaften. Geschichte Analyse Entwurf, Berlin 2021, S. 93-113.
Sack, Oliver; Meier, Sabine: Einleitung. Architektur des Wohnens, in: dies. (Hrsg.): Handbuch Wohnsoziologie,
Wiesbaden 2021, S. 1-21.
Wagner, Kirsten (Hrsg.): Theorien des Wohnens. Eine kommentierte Anthologie, Berlin 2024.

Semester: ST 2025
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