
Das Seminar dient zur Vorbereitung der großen Exkursion nach England am 24.7.-2.8. 2025 und fokussiert die Verbindung zwischen Kunst, Kunstproduktion und Design mit sozialen Themen und Bewegungen in England ab 1850. Durch die Industrialisierung und koloniale Expansion wird die patriarchal und nach Klassen strukturierte
englische Gesellschaft ab Mitte des 19. Jahrhundert verstärkt mit sozialen Fragen konfrontiert: beispielsweise entsteht eine verarmte, ausgebeutete Arbeiterschicht, die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auf und durch die britische Kolonialherrschaft in Indien, Afrika und Australien u.a. entstehen extraktive Wirtschaftssysteme, von denen Groß Britannien profitiert. Zudem werden mehr Produkte industriell hergestellt oder aus den Kolonien importiert. Als Reaktion entstehen Arbeiterbewegungen, anti-koloniale
Zusammenschlüsse und last but not least auch die Frauenbewegung (Sufragetten), alle mit dem Ziel einer gerechteren Gesellschaft. Auf diese Entwicklungen reagieren Künstler:innen auf unterschiedliche Weise: es entstehen u.a. Werke, die soziale Ungleichheit anprangern oder es entstehen künstlerische Visionen einer (imaginativen, ursprünglichen) Zeit vor der Industrialisierung (bspw. Arts and Crafts). Zugleich werden künstlerische Bildprogramme und Objekte für die emanzipativen Bewegungen geschaffen, die Zusammenhalt und eine bessere Zukunft versprechen (bspw.: Suffragetten Banner, Schmuck etc.). Als Katalysator dieser Entwicklung dient der Erste Weltkrieg, durch den modernistische Künstler:innen (z.B. Bloomsbury Group/Omega Workshop/Vortizismus) in England soziale Fragen in ihre Produktion integrieren bzw. negieren. Im Seminar wird es darum gehen, sich einen Überblick über die wichtigsten Themen und Gegenstände durch Lektüre und Diskussionen zu verschaffen. Regelmäßige Teilnahme, Diskussionswille und das Verfassen von „Textkarte“ (Zusammenfassungen, Fragen, Zitate) wird erwartet (2CP). Zudem werden wir den Ablauf der Exkursion planen und die Aufgaben (Referate etc.) während der Exkursion, d.h. die geplanten Besuche von Museen und anderen Kunstinstitutionen in London (Tate Britain, Museum of London, National Gallery, Victoria and Albert Museum), Birmingham (Birmingham Museum and Art Gallery), Manchester (People’s Museum Manchester) und Liverpool (Biennale) vorbereiten.
Literatur
Elizabeth Cumming/Wendy Kaplan, Arts & Crafts Movement. London, 1991.
Monica Penick/Christopher Long, (Hg.) The rise of everyday design: The arts and crafts movement in Britain and America, Yale University Press, 2019.
Christopher Reed. Bloomsbury Rooms: Modernism, Subculture, and Domesticity. Yale University Press, 2004.
Miranda Garrett/Zoe Thomas (Hg.), Suffrage and the arts: visual culture politics and enterprise, London 2019.
Tim Barringer, Men at work: art and labour in Victorian Britain, Yale Uni Press 2005.
Dianne Macleod, Art and the Victorian middle class, money and the making of cultural identity, Cambridge Uni Press 1996.
Martin Danahay, Gender at work in Victorian culture, Ashgate 2005.
Tom Barringer/Tim Flinn (Hg.), Colonialism and the object: empire, material culture and the museum, London 2008.
- Kursleiter/in: Änne Söll
- Kursleiter/in: Anna Zienau