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Die Gattung der Zeichnung wird tendenziell anthropologisch oder medial universalisiert oder als etwas ‚ursprüngliches‘ dargestellt. Als ‚erste’ menschliche Ausdrucksform in der frühzeitlichen Höhlenzeichnung oder der Kinderzeichnung, gilt auch auf medialer Ebene jede gezeichnete und medial vermittelte Linie als fundamentaler Akt, der unterschiedliche Möglichkeiten der künstlerisch-denkenden Entfaltung bietet. Die Kunsttheorie der Renaissance stellt die Zeichnung als verbindende Praxis aller Künste dar, die als disegno zu einem allgemeinen Prinzip der Kunstgattungen erhoben und nun als Ordnungs- und Vernunftprinzip und regulierendes Verfahren erkannt wird. Giorgio Vasari regt sogar eine „Wissenschaft der Linie“ an, welche die „Kenntnis der regelrechten Naturwiedergabe" ausbilden soll. Diese Ablösung von dem Verständnis des Zeichnens von der allein praktischen Kunstfertigkeit hat die vorher enge Dimension der Zeichnung im Hinblick auf Denken, Materialität und Raum erweitert und sie zu einem eigenen Genre erhoben, von deren konzipierender und kognitiver Eigenschaft her die Malerei, die Skulptur oder die Architektur zu denken sind.

Das Seminar widmet sich unterschiedlichen Zugängen der ‚Ursprünglichkeit’ der Zeichnung in Theorie und Praxis von der Vormoderne bis in das 20. Jahrhundert. Dabei soll auch auch die Bedeutung der Kontingenz, der Zufälligkeit aus der jede Zeichnung potentiell hervorgeht, wie auch ihre materiellen und technischen Bedingungen diskutiert werden. Dazu gehören auch Aspekte der Zeichnung, die im Prozess entstehen: das Gekritzel auf Rückseiten und Rändern von Zeichenblättern, das rasch in der Wand eingekratzte Graffito, das schnelle Skizzieren weniger Umrissformen, die Übertreibungen der Karikatur und Groteske, die fehlgesetzten Striche und Linien, die nirgendwo hinführen, das unüberlegte, wahllose Daraufloszeichnen, oder auch die gescheiterten Versuche einer Kontur, eines Gesichtsausdrucks.

Das Seminar ist im Kontext der Zeichnungsausstellung im Museum Unter Tage konzipiert, die im November eröffnet und Gelegenheit bietet mit den Originalen vor Ort zu arbeiten. Weitere Besuche in unterschiedlichen Graphischen Sammlungen sind geplant, die Termine werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.

Semester: WT 2024/25
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