Die Neuzeit erweist sich in vielfältiger Weise als ein Resonanzraum der Antike, wirkt die Antike doch in unterschiedlichsten Bereichen in die Neuzeit hinein: als Paradigma oder Abgrenzungsfolie kultureller Formen, des politischen Denkens oder politischer Herrschaft, von Grundlagen und Strukturen des Rechts. Andererseits dienen antike Formen, Narrative, Mythen und Denksysteme nicht zuletzt als Resonanzräume neuzeitlicher, insbesondere moderner Selbstverortung, insofern als virulente, scheinbar genuin »neuzeitlich-moderne« Fragen und Probleme (etwa Legitimität politischer Systeme oder imperialer Ambitionen auf dem Feld der Politik; Sinnhaftigkeit oder Absurdität menschlicher Existenz; Schuld; Freiheit; Glaube; Begehren; »Hysterie« oder Wahnsinn) explizit im Rekurs auf antike Folien bzw. in Reflexion antiker Formationen, Mythen und Narrative ausgehandelt werden.

Dieses komplexe (Wechsel-)Verhältnis zwischen Antike und Neuzeit/Moderne soll im Seminar anhand von Beispielen aus den Bereichen des politischen Denkens und der Politik, vor allem aber der Literatur und anderer Künste – von Boccaccio über Shakespeare bis zu den europäischen Avantgarden und der »Heroischen Moderne« – in den Blick genommen werden.

Semester: ST 2025