Wie viel Privatleben gestand man in der Antike einer Person öffentlichen Interesses zu? Die Frage, ob und wenn ja, welchen Interessen ein Kaiser nachgehen konnte, ist insofern historisch relevant, als es den Blick auf bestimmte Narrative schärft. Ein „guter“ Kaiser saß bis spät in der Nacht am Schreibtisch und beschäftigte sich ausschließlich mit Staatsangelegenheiten. Sein Interesse galt dem Gemeinwohl. „Schlechte“ Kaiser pflegten ihren verwerflichen Lebensstil, indem sie lieber Pferderennen zusahen, als sich um ihr Volk zu kümmern. Natürlich gab es noch keine Paparazzi, die den Kaisern auf Schritt und Tritt gefolgt wären, dennoch gibt es Quellen. Längst nicht mehr als Regenbogenpost der Kaiserzeit gelten dabei die von Sueton verfassten Kaiserviten, die bewusst das Privatleben und das Leben in der Öffentlichkeit, „vita privata“ und „vita publica“, als grundlegendes Schema nutzten. Welche Informationen dürften bei Sueton oder auch anderen Autoren, die einbezogen werden, als Fake News zu werten sein? Von wem und aus welchen Interessen heraus wurden diese lanciert, wie lassen sie sich enttarnen? Diese und andere Fragen werden in der Übung werden an ausgewählten Quellenbeispielen diskutiert.
- Kursleiter/in: Helga Scholten