Das Seminar lädt Studierende dazu ein, Annahmen zur Universalität oder Neutralität von technisch-wissenschaftlichem Wissen zu hinterfragen und kritisch über die Rolle von Wissenschaft und Technik nachzudenken. Alltag in global vernetzten Gesellschaften ist zutiefst durch wissenschaftliches Wissen und technische Anwendungen geprägt. Seit den 1970ern haben sich die Science and Technology Studies (STS) nicht nur mit den Auswirkungen von technisch-wissenschaftlichem Wissen auf die Gesellschaft auseinandergesetzt, sondern Technik und Wissenschaft als soziale Praxis untersucht und die kulturelle Situiertheit von technisch-wissenschaftlichem Wissen (seiner Herstellung sowie Anwendung) beleuchtet. Mehr noch, sie haben gezeigt, dass Wissenschaft, Technik und Gesellschaft untrennbar miteinander verwoben sind.

Zunehmend wird durch Interventionen der Postcolonial STS, aber auch durch die Feministische Wissenschafts- und Technikforschung, die Beziehung zwischen technisch-wissenschaftlichem Wissen und anderen sowie „othered“ Ordnungen stärker in den Blick genommen. Es geht dabei um ‚westliche‘ Wissenschaft und Technik und ihre vermeintliche Objektivität, Autorität und universale Anwendbarkeit. Zudem geht es darum, konventionelle Beschreibungen von Wissenschaft und Technik zu destabilisieren und zu dekolonialisieren, indem z.B. die unterschiedlichen Bedingungen der Ko-Produktion von Wissenschaft, Technik und Gesellschaft und deren Effekte für historisch und politisch ungleich situierte Akteure untersucht werden oder analysiert wird, wie Wissenschaft und Technik zur Reproduktion sozialer Ungleichheiten beitragen.

In dem Seminar werden diesen Arbeiten, Interventionen und Debatten anhand von theoretisch-programmatischen Texten und empirischen Fallstudien vorgestellt, gemeinsam erarbeitet und diskutiert.

Das Seminar findet grundsätzlich am Donnerstag 12-14 Uhr statt. An einigen Terminen weichen wir jedoch von diesem Zeitrahmen ab und besuchen Vorlesungsreihen zu Science & Technology Studies (RUSTlab), zur Wissenschaftsgeschichte und -philosophie (ROTO) sowie zur Dekolonialisierung der Anthropologie. Diese „Ausflüge“ dienen Diskussionen über verschiedene Wissenschafts- und Diskussionskulturen und wie man an solchen Kulturen teilhaben kann.

Semester: WT 2024/25