Die kantische Theorie des ästhetischen Urteils will eine Antwort darauf geben, was wir meinen, wenn wir etwas als schön oder erhaben beurteilen. Nach Kant erheben wir in der ästhetischen Beurteilung trotz der Subjektivität einen Anspruch auf allgemeine Zustimmung, der sich vom Geltungsanspruch theoretischer und moralischer Urteile signifikant unterscheidet. In der Auseinandersetzung mit rationalistischen und empiristischen Erklärungen will Kant zeigen, wie die autonome Bedeutung der ästhetischen Erfahrung in Natur und Kunst mit den Mitteln der Kritischen Philosophie begründet werden kann.

Die Ästhetik hat zugleich eine wichtige systematische Funktion innerhalb der kantischen Transzendentalphilosophie: Sie erweitert das Spektrum der philosophischen Reflexion und überbrückt die Kluft zwischen der theoretischen und praktischen Vernunft, zwischen Natur- und Freiheitsbegriff und zwischen Rationalität und Emotionalität, Aspekte, die in der Auseinandersetzung mit Kant oft in den Hintergrund geraten.

Das Seminar bietet Gelegenheit, Kants Theorie des Ästhetischen in der „Kritik der ästhetischen Urteilskraft“ in ihrem systematischen Zusammenhang kennenzulernen und ihre Stärken und Schwächen zu beurteilen.

Die „Kritik der ästhetischen Urteilskraft“ ist eine stilistisch und inhaltlich anspruchsvolle Schrift. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar sind Grundkenntnisse der theoretischen und praktischen Philosophie Kants. Erwartet wird auch die Bereitschaft, sich mittels der Textlektüre auf die Sitzungen vorzubereiten.

Es ist vorgesehen, dass die Gestaltung des Seminars in der ersten Sitzung mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern abgesprochen wird.


Semester: SoSe 2024