Was Tabita Rezaire (2021) als „Electronic Colonialism“ beschreibt, sind digitale Infrastrukturen, die inhärent „exploitative, oppressive, classist, patriachal, racist, homophobic, transphobic, coercive and manipulative“ sind. Innerhalb dieser finden mediale Praktiken und deren affektive Dimension als Teil migrantischer Erfahrung statt. Gender, Migration und „Race“ sind dabei entscheidende Determinanten für die unterschiedliche Verortung von Subjekten im digitalen Raum, die sich in den Lebensrealitäten von z.B. migrantischen Frauen of Colour materialisieren. Dabei kommt der Betrachtung von Affekten und Emotionen bei der Aushandlung bestehender Machtverhältnisse in digitalen Netzwerken eine immer größere Bedeutung zu (u.a. Rezaire, 2021; Gray, 2020; Smets et al., 2021). Wir befassen uns dabei mit folgenden Fragen: Was bedeutet es z.B. für zugewanderte Frauen, Heimat als digital mediatisiert zu erfahren, zu leben und zu imaginieren? Wer bestimmt in den kolonialistisch-patriarchalen Machtgefügen des WWW über die Bewegung von Körpern und Gefühlen, welche gelten als legitim und welche nicht?

Wie formiert sich (transnationale) Solidarisierung, Widerstand und (Rück-)Aneignung im digitalen Raum über Affekte? Wie werden transnationale intime Beziehungen und (Für- )Sorge-/Arbeit auf Distanz durch soziale Medien ausgedrückt, gelebt und erfahren? Wie kann eine affekttheoretische Perspektive marginalisierte gelebte und imaginierte Realitäten sichtbar machen und wie stellt sie weiß-westliche Wissenschaftstraditionen infrage?

Ziel der Lehrveranstaltung ist es, eine Synthese aus Ansätzen der Affekt- und Emotionstheorie, der Medien- und Migrationsforschung, kritischer feministischer Wissensproduktion und ausgewählten post- und dekolonialen Ansätzen herzustellen, um diese in praktische/interaktive/kreative Formate in Einzel- oder Gruppenarbeit umzusetzen.

Semester: ST 2024