Die Figur des »Juden« ist eine Konstante abendländischer Vorstellungswelten, eine Figur, an der das Abendland nicht zuletzt seine Identität schärft. Dies zeigt sich bereits am Johannes-Evangelium, einem Architext des europäischen Kanons. Mit dem Beginn der Frühen Neuzeit wandelt sich das Bild des »Juden« von einer Differenzfigur zu einer Feindfigur mit elementar bedrohlichem Charakter.

Im Seminar wollen wir diesem Aspekt der europäischen Literaturgeschichte nachgehen, indem wir u.a. nach den spezifischen literarischen Codierungen des »Juden« in der Literatur, nach rhetorisch-diskursiven Strategien seiner (De)Positionierung im literarisch entworfenen sozialen Raum und nach der Bedeutung des literarischen Antijudaismus und Antisemitismus in Kunst, Kultur, Politik und Gesellschaft fragen.

Literatur zur Einführung:
Schwanitz, Dietrich: Das Shylock-Syndrom oder die Dramaturgie der Barbarei, Frankfurt am Main 1997


Semester: SoSe 2024