Sinneswahrnehmung ist das Vermögen, welches uns Wissen über die sich kontingent wandelnde Umgebung vermittelt. Die psychologischen und physiologischen Bedingungen von Wahrnehmung sind Gegenstand der Naturwissenschaften. Allerdings steht Wahrnehmung auch mit traditionellen Anliegen der Philosophie in Verbindung: Denn Wahrnehmung ist charakterisiert durch einen bestimmten subjektiven Erlebnischarakter (Phänomenologie), ist eine zentrale Voraussetzung von Erkenntnis (Epistemologie) und präsentiert die Welt auf eine bestimmte Weise (Metaphysik). Eine philosophische Untersuchung der Wahrnehmung ist mithin für viele Teilgebiete der Philosophie von Bedeutung und muss Einsichten aus diesen Teilgebieten gerecht werden.
In diesem Seminar werden wir zunächst beleuchten, was eine philosophische Theorie der Wahrnehmung ist und was sie leisten soll. Im Anschluss werden wir uns die einflussreichsten Theorie-Familien sowie ihre zentralen Thesen, Stärken und Schwächen erschließen: die Sinnesdaten-Theorie, der Repräsentationalismus, die Qualia-Theorie und der naive Realismus. Abschließend stehen Fragen an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Wissenschaft der Wahrnehmung auf dem Programm. Mögliche Beispiele sind: Ist Wahrnehmung „verkörpert“? Wie, wenn überhaupt, beeinflussen unsere Überzeugungen und Wünsche unsere Wahrnehmung? Gibt es unbewusste Wahrnehmung?


Folgendes Einführungsbuch wird als primäre Textgrundlage des Seminars fungieren:

Fish, W. (2021) . Philosophy of Perception: A Contemporary Introduction (2nd ed.). New York: Routledge. https://doi.org/10.4324/9781351049504 (Es ist wichtig, dass es sich um die 2021 erschienene zweite Edition handelt!)

Auszüge des Buchs werden über Moodle bereitgestellt. Es wird jedoch voraussichtlich nötig sein, sich das Buch entweder privat anzuschaffen oder einzelne Kapitel über die Uni-Bibliothek zu lesen.

Die erfolgreiche Teilnahme am Seminar setzt die Bereitschaft voraus, philosophische Texte auf Englisch zu lesen.
Semester: WiSe 2024/25