Francis Bacon, der einige Zeit unter dem ‚Verdacht‘ stand, seine eigentlichen Hauptwerke unter dem Namen William Shakespeare veröffentlicht zu haben, legte mit dem Novum Organum (1620) die Gründungsurkunde des neuzeitlichen Empirismus vor: Bereits der Titel markiert, in Absetzung vom ‚alten‘, Aristotelischen Organon den Anspruch einer neuen Erkenntnisbegründung, die nach Bacon bei Experimenten sowie unvoreingenommenen Beobachtungen anzusetzen und metaphysische Spekulation zu vermeiden hat. Über eine Erkenntnistheorie des Empirismus hinaus handelt es sich beim Novum Organum auch um eines der einflussreichsten wissenschaftstheoretischen Werke der Neuzeit: Bacons Forderung, von einem ‚fundamentum inconcossum‘ der Einzelerfahrungen durch schrittweise Verallgemeinerung (Induktion) zu allgemeiner Gesetzes- und Prinzipienerkenntnis zu gelangen, richtet sich gegen antike und mittelalterliche Philosophie und Theologie. Das Werk war prägend für das Programm der englischen ‚Royal Society‘ und beeinflusste spätere empiristische Philosophen und Wissenschaftler wie etwa Isaac Newton nachhaltig. In sprachlich brillanter, aphoristischer Form verfasst ist es bis heute einer der ansprechendsten Darstellungen des klassischen Empirismus überhaupt.
Das Seminar richtet sich an Studienanfänger der Philosophie und interessierte Studierende anderer Fächer. Regelmäßige und aktive Teilnahme sind Grundvoraussetzung für Besuch und erfolgreichen Abschluss der Veranstaltung; über Details der Kreditierung und Scheinvergabe wird in der Vorbesprechung informiert.
Semester: WT 2024/25