Fast alle sind der Auffassung, dass Selbsttäuschungen irgendwie moralisch problematisch sind, aber was genau ist das Problem? Sind es die Verletzungen und Schädigungen anderer Personen, die wir dadurch ermöglichen, dass wir uns über unser Verhalten täuschen? Ist eine Selbsttäuschung auch unabhängig von ihren Folgen etwas moralisch Verwerfliches? Oder kann eine Selbsttäuschung in manchen Fällen sogar nützlich und richtig sein? Zwischen welchen Typen von Selbsttäuschung wäre hier zu differenzieren? Im Seminar werden wir Konzepte der Selbsttäuschung vom achtzehnten Jahrhundert bis zur Gegenwart untersuchen, von Joseph Butlers Kritik an der Selbstgerechtigkeit über Kants Verdammung der „inneren Lüge“, Nietzsches Diskussion der Vor- und Nachteile der Lüge für das Leben, Sartres Kritik der Mauvaise Foi zu gegenwärtigen Diskussionen. Mindestens eine Sitzung werden wir einer Literatur- oder Filmanalyse widmen.
CP kann erwerben, wer bereit ist, jede Woche die Texte gründlich zu studieren und vor der Sitzung auf Moodle schriftlich Fragen zu beantworten. Auf dieser vertieften Textgrundlage werden in den Sitzungen spezielle Probleme diskutiert. Auch Hausarbeiten sind möglich.
Semester: SoSe 2024