Gefühle haben unweigerlich eine
subjektive Erlebnisqualität. Im Alltagsverständnis werden sie in der
Regel als etwas angesehen, das ganz wesentlich unsere Subjektivität
ausmacht. Und tatsächlich können Gefühle nie in ihrer Vollständigkeit
anderen vermittelt werden. Ihr besonderer Ausdruck, ihre Färbung und
ihre Intensität können nie von anderen in Gänze ermessen werden. Eine
sozialwissenschaftliche Perspektive eröffnet jedoch den Blick auf die
Sozialität von Gefühlen: In ihrer Art und Weise, wie sie wirken, wie sie
verstanden werden, oder anderen zu verstehen gegeben werden, wie sie
Verhalten und Handlungen regulieren und welche Rolle sie in
Interaktionen spielen, sind Gefühle auch unweigerlich sozial.
Wie
Gefühle sozialwissenschaftlich verstanden und erklärt werden können,
ist Thema dieses Seminars. Anhand von klassischen und neueren
sozialwissenschaftlichen sowie psychologischen Theorien der Gefühle,
Emotionen und Affekte, werden folgende Leitfragen behandelt: Was für
Funktionen haben Gefühle? Wie können ihre Genese und ihre
Manifestationen erklärt werden? In welchem Verhältnis stehen hierbei
physiologische, psychische sowie soziale und kulturelle Prozesse?
Darüber hinaus stellen sich mit Blick auf sozialwissenschaftliche
Forschung folgende Fragen: Was haben Gefühle mit Konzepten wie
Bedeutung, Normen, Rollen- und Identitätserwartungen, oder sozialen
Beziehungen zu tun? Inwieweit sind Gefühle von sozialen Verhältnissen
und Herrschaftsstrukturen geprägt?
- Kursleiter/in: Oswald Balandis