Strukturwandel von Arbeit wird bislang vor allem als Ausweitung von atypischer Beschäftigung (z.B. Solo-Selbstständigkeit, Zeitarbeit, geringfügige Beschäftigung) und von Dienstleistungsarbeit beschrieben sowie als zunehmende länderübergreifende Verflechtung von Wirtschaft und Arbeitsmärkten. In der breiteren Diskussion werden darüber hinaus verschiedene Megatrends verhandelt, die eine umfassende Transformation der Arbeit über Länder- und Branchengrenzen hinweg nahelegen, wie aktuell die zunehmende Durchdringung von Arbeit mit digitalen Technologien, sowie die „Projektifizierung“, „Plattformisierung“ oder „Uberization“ von Wirtschaft und Arbeit.

Diese Beobachtungen und Zeitdiagnosen lenken den Blick darauf, wie neue Arbeitsformen die Theoriebildung und die etablierten Institutionen des Arbeitsmarktes – das Bildungs- und Ausbildungssystem, Systeme der sozialen Sicherung und der Arbeitsbeziehungen – herausfordern: Werden Arbeitsmärkte „amerikanischer“, wird Arbeit umfassend „plattformisiert“? Was ist neu an „Industrie 4.0“, Projektarbeit und „Gig work“, und welche historischen Kontinuitäten lassen sich identifizieren? Verlieren länderspezifische Institutionensysteme ihre Prägekraft für Arbeitsmärkte, und wie verhalten sich Eigenlogiken verschiedener Tätigkeiten zu neuen Technologien? Und was bedeutet dies für Produktions- und Dienstleistungsarbeit?

Dieses Seminar vermittelt und systematisiert Forschungskenntnisse über aktuelle Veränderungen von Arbeit und Arbeitsmärkten. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit empirischen Beispielen neuer Arbeitsformen und mit zentralen theoretischen Perspektiven und Kontroversen der Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftssoziologie.
Semester: WiSe 2025/26