Wie ist freies Handeln möglich, wenn die Natur durch kausale Gesetzmäßigkeit vollständig determiniert ist? Gibt es unter solchen Umständen überhaupt Freiheit oder ist sie nicht vielmehr nur eine alltagsweltliche Illusion, die einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhält? Fragen dieser Art sind brandaktuell, jedoch standen sie bereits Kant in aller Dringlichkeit vor Augen. Seinen Lösungsversuch hat er in der berühmten „Dritten Antinomie“ der Kritik der reinen Vernunft formuliert, wonach eine transzendentale Theorie der Freiheit aus dem Dilemma herausführen soll. Kants Vorschlag wirft seinerseits zahlreiche Probleme auf und war deshalb von Anfang an umstritten. Zweifellos aber hat er eines der zentralen Denkmodelle in die Debatte eingebracht, an dem keine Auseinandersetzung mit dieser Thematik vorbeisehen kann.
Im Mittelpunkt des Seminars steht die gründliche Befassung mit der „Dritten Antinomie“. Vorab werden wir uns über den Rahmen der „transzendentalen Dialektik“ und deren Konzeption der Vernunft verständigen, in die Kant seine Freiheitstheorie eingebettet hat. Kants Leitthese ist – darauf zielt der Ausdruck Antinomie –, dass die Vernunft unvermeidlich in Widersprüche mit sich selbst gerät.

Für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft zu intensiver Textarbeit und zur Übernahme eines Stundenprotokolls vorausgesetzt. Vorkenntnisse der Philosophie Kants sind hilfreich und besonders erwünscht. Die Anschaffung der angegebenen Textausgabe ist verpflichtend.


Semester: WiSe 2024/25