Was heißt es, eine Person zu sein? Einige meinen, dass dazu wesentlich gehört, sich das eigene Leben als eine Geschichte erzählen zu können. Personen seien narrative Wesen. Was ist dran an dieser Idee? Sicher gehört zu Personen eine Art von Selbstverständnis und dieses muss auf gewisse Weise die Vergangenheit und die Gegenwart verbinden, sodass man vor diesem Hintergrund Pläne für die Zukunft machen kann – alles zusammen kann man dann eine Geschichte nennen. Aber was bedeutet das genauer und wie weit trägt das? Können wir nicht große Brüche im Leben haben, die sich zu keiner sinnvollen Erzählung zusammenstellen lassen? Was für eine Vorstellung von Sinn im Leben ist mit der Idee des narrativen Lebens einer Person verbunden? Und wäre der Zusammenhang, um den es geht, nicht womöglich allein in Begriffen von zeitlicher Bezugnahme zu beschreiben, anstatt mit dem Begriff der Narration, der als literarischer Gattungsbegriff das Leben aus der Perspektive der Ästhetik zu begreifen scheint? Diese und andere Fragen behandeln wir in diesem Seminar anhand von ein paar klassischen und vornehmlich aktuellen Texten, darunter Marya Schechtman, Galen Strawson und Valerie Tiberius. Zu dem Seminar gehört auch die Teilnahme an der internationalen Tagung „Time and the Good Life“, die vom 20.-22. Mai 2021 (jeweils nachmittags) an der Universität Bochum bzw. online stattfinden wird. 

Semester: ST 2024