Von Homers Ilias (ca. 800 v. Chr.) bis zu George R. R. Martins Fantasy-Epos A Song of  Ice and Fire (1996-2011), das als Fernsehserie Game of Thrones (2011-2019) ein Millionenpublikum erreichte, ist Gewalt ein konstitutiver Bestandteil literarischer Vorstellungswelten. Sowohl das Ausüben, als auch das Erleiden von Gewalt gehören ganz unmittelbar zu unserem kollektiven Imaginationsarchiv, unabhängig von Darstellungsabsicht, -weise und -inhalt. Dabei kann die Frage vorerst offen gelassen werden, ob das Phänomen der Gewalt den Leser und Betrachter attraktiv-repulsiv „fasziniert“, auffällig ist vielmehr, dass die Darstellung von Gewalt von ihren Anfängen an mit dem Thema der Errichtung, Legitimierung und Sicherung einer göttlichen oder politischen Ordnung korrespondiert. Im Seminar werden anhand ausgewählter literarischer Texte aus unterschiedlichen historischen Epochen das Verhältnis von Literatur und Gewalt vermessen und verhandelt. Fokussiert wird dabei nicht zuletzt die Frage, inwieweit literarische Texte dazu beitragen können das Gewaltverständnis historischer Gesellschaften zu verstehen.

Literatur:

Bohrer, Karl Heinz: Gewalt und Ästhetik als Bedingungsverhältnis, in: Merkur, 52, 1998, Heft 589, S. 281-293.

Nieraad, Jürgen: Die Spur der Gewalt. Zur Geschichte des Schrecklichen in der Literatur und ihrer Theorie, Lüneburg: zu Klampen 1994.

Phillipi, Klaus-Peter: Gewalt in der Literatur – Literatur als Gewalt?, in: Ethik und Ästhetik der Gewalt, hrsg. von Julia Dietrich und Uta Müller-Koch, Paderborn: Mentis 2006, S. 27-55.

Semester: SoSe 2024