Die Philosophie ist, um einen Satz Hegels zu
bemühen, "Arbeit am Begriff". Gerade dies macht das Lesen
philosophischer Texte häufig so schwierig, denn was eine Philosophin
oder ein Philosoph mit ihren oder seinen zentralen Begriffen genau
meint, wird oft erst aus dem Kontext des gesamten Textes deutlich. Diese
besondere Schwierigkeit der Philosophie ist aber zugleich eine Chance,
Studierende und auch Schülerinnen und Schüler für die semantische Tiefe
scheinbar ganz alltäglicher Ausdrücke zu sensibilisieren. Denn auch im
Alltag stehen die Bedeutungen unserer Ausdrücke und Begriffe nicht fest,
sie variieren je nach Kontext und verdanken ihren Gehalt sprachlicher
und außersprachlicher Pragmatik. Im Blockseminar werden wir zunächst gemeinsam an Quines These der
Unbestimmtheit der Bedeutung und seinem Modell der radikalen Übersetzung
entwickeln, auf welche semantischen Abwege wir schon mit einem Ausdruck
wie "Kaninchen" geraten können. In einem zweiten Schritt werden wir
durch einen Blick auf Austins Sprechakttheorie erarbeiten, was es heißt,
dass wir im Sprechen nicht nur mit Wörtern etwas bezeichnen, sondern
viel wesentlicher auch handeln. Im dritten Schritt, der den Großteil des
Blockseminars einnehmen wird, werden wir uns zentrale Begriffe der
Philosophie vornehmen, und uns ihre unterschiedliche Behandlung in den
verschiedenen Wörterbüchern und Lexika wie dem Historischen Wörterbuch
der Philosophie, den Geschichtlichen Grundbegriffen näher ansehen.
Sowohl die geschichtliche Entwicklung der Begriffe als auch deren
unterschiedliche Akzentuierung durch die verschiedenen Lexika sollen am
letzten Tag des Blockseminars auf Postern präsentiert werden.
- Kursleiter/in: Michael Anacker