Von Aristoteles bis Hegel gab es ein Wissenschaftsverständnis, das man als „klassisch“ bezeichnen kann: Wissenschaft wurde aufgefasst als das Wissen des Allgemeinen, Notwendigen und Wahren (Schnädelbach). Ab 1600 spielte außerdem der Systembegriff eine zunehmend zentrale Rolle. Das heute vorherrschende moderne Wissenschaftsverständnis ist das Resultat einer Erosion der genannten Trias, die ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts ihren Lauf nahm. Einer der einflussreichsten Beiträge für diesen grundlegenden Wandel ist Thomas S. Kuhns The Structure of Scientific Revolutions (2012) [1962]. Das Seminar wird sich zum Großteil mit diesem Text befassen, der deshalb auch von allen Teilnehmer*innen anzuschaffen ist. Zur Kontextualisierung wird das Seminar weitere Texte heranziehen, u.a. von Karl Popper und Imre Lakatos. Diese ergänzenden Texte werden über Moodle zur Verfügung gestellt werden. Die Seminarsprache wird Deutsch sein, die Teilnehmer*innen sollten aber genügend Kenntnisse mitbringen, um die größtenteils englischen Texte lesen zu können. In der ersten Sitzung wird es eine Vorbesprechung geben.

 

Literatur:

 

Kuhn, T. S. (2012): The Structure of Scientific Revolutions, 4. Aufl., Chicago/London: The University of Chicago Press. [Muss fĂĽr die Teilnahme angeschafft werden.]

 

Lakatos, I. und A. Musgrave (Hg.) (1972): Criticism and the Growth of Knowledge, London/New York: Cambridge University Press.

 

Diemer, A. (1970): „Zur Grundlegung eines allgemeinen Wissenschaftsbegriffes“, Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie / Journal for General Philosophy of Science 1:2, 209–227.

 

Diemer, A. und G. König (1991): „Was ist Wissenschaft?“, in: A. Hermann und C. Schönbeck (Hg.): Technik und Wissenschaft (Reihe Technik und Kultur, Bd. 3), Düsseldorf: VDI, 3–28.


Semester: WiSe 2024/25