Aufgabe 3: Narratologische Analyse - Der Diskurs
Autor*in und ErzÀhler*in
Auf der ErzĂ€hlebene steht die notwendige Unterscheidung zwischen Autor*in und ErzĂ€hler*in (implizierter Autor*in). Der/die reale Autor*in entscheidet sich fĂŒr eine bestimmte ErzĂ€hlung und prĂ€gt damit auch das Bild eines bestimmten ErzĂ€hlers. Es betrifft die neutestamentlichen Texte insofern, als das damit auch (kritisch ĂŒberprĂŒfte) RĂŒckschlĂŒsse gezogen werden können zu den realen Autoren, ĂŒber die nicht viel bekannt ist.
Zeit und Modus
In diesen Bereich gehören unter anderem die Analyse der Zeit, wie der ErzĂ€hler das VerhĂ€ltnis von erzĂ€hlter Zeit und ErzĂ€hlzeit gestaltet, ob es Wiederholungen gibt oder eine innere Ordnung. Da ErzĂ€hlungen immer Raffungen sind, kommt es darauf an, den Blick fĂŒr die Straffungen und besonders langen AusfĂŒhrungen zu schĂ€rfen, weil sich dadurch Gewichtungen der Inhalte ablesen lassen. Das gilt fĂŒr einzelne Perikope in sich selbst, aber auch fĂŒr den Makrokontext. Dann ist die Frage nach der Unmittelbarkeit oder Distanz, aus der erzĂ€hlt wird (Modus bzw. Fokalisierung) ein wichtiger Hinweis fĂŒr die Beurteilung der ErzĂ€hlung. Wie eine Kameraeinstellung kann der ErzĂ€hler dem Text besonders nah, aber auch besonders fern sein, ĂŒber die Schulter, aus einer Perspektive auf Ereignisse blicken oder an Personen/Motive ganz nah "heran zoomen".
Die Leser*innen
Neben dem VerhĂ€ltnis von realem/r Autor*in, dem ErzĂ€hler als impliziten/r Autor*in, steht auch noch eine implizite und reale Leserschaft der Geschichte, die fĂŒr die Beurteilung des Diskurses ebenfalls von zentraler Bedeutung ist und damit die Frage: Wer erzĂ€hlt wem?
Dabei kann es innerhalb der Geschichte auch noch eine/n weitere/n ErzĂ€hler*in geben, der innerhalb der Geschichte als ErzĂ€hler*in auftritt; meist ist es in den neutestamentlichen Texten Jesus, der Gleichnisse erzĂ€hlt. Vor allem fĂŒr die Evangelien ist die Einsicht wesentlich, dass es sich um nachösterliche Beschreibungen des vorösterlichen Handelns Jesu handelt wichtige theologische Marker, die sich nur aus diesen indirekten Informationen ergeben und auf implizites religiöses, kulturelles, politisches, soziales und historischen Wissen verweisen.
Grading method: Highest grade