Sonntag, 30. Juni 2024, 16:30
Website: RUB Moodle
Kurs: Grundkurs Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Kleinwort) (Grundkurs Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Kleinwort))
Glossar: Prosa
F

Fiktionales Erzählen

Fiktionales (von lat. fingere: bilden, erdichten, vortäuschen) Erzählen fingiert die wesentlichen Strukturelemente des faktualen Erzählens. Der Erzähler ist eine Fiktion und die wichtigste Erfindung. Der Erzählgegenstand, die erzählte Welt wie z.B. die Orte, Figuren und Handlungszusammenhänge, sind ebenfalls fingiert. Die Tatsache, dass die literarische Erzählung sich aber auf etwas angeblich Vergangenes bezieht, bestimmt die Zeitstruktur des erzählenden Textes.

Fokalisierung

Fokalisierung ist die Perspektivierung des Erzählten. Der Begriff bezeichnet den Standpunkt, also den Blickwinkel des Erzählers zum Geschehen und zudem auch die Wahrnehmung des Geschehens einer erlebenden Figur. Bei der Nullfokalisierung (Übersicht) weiß und sagt der Erzähler mehr, als alle seine Figuren wissen und wahrnehmen können. Bei der internen Lokalisierung (Mitsicht) weiß der Erzähler so viel wie seine Figur. Er sagt also nicht mehr, als seine Figur weiß. Bei der externen Lokalisierung (Außensicht) sagt der Erzähler weniger, als die Figur weiß. Er kann sie nur von außen beobachten.


H

Heterodiegetische Erzählinstanz

Wird die Geschichte von jemandem oder etwas erzählt, der/das nicht am Geschehen beteiligt ist und der/das nicht zu den Figuren der erzählten Welt gehört, spricht man von einer heterodiegetischen Erzählinstanz. Dabei steht die heterodiegetische Erzählinstanz zwischen dem Geschehen und dem Leser und erzählt in der dritten Person.

Homodiegetische Erzählinstanz

Eine homodiegetische Erzählinstanz liegt vor, wenn derjenige, der erzählt, Teil der Geschichte ist und am Geschehen beteiligt ist. Dabei kann die Erzählinstanz ein beteiligter oder unbeteiligter Beobachter, eine Nebenfigur oder selbst die Hauptfigur sein. Es wird in der ersten Person erzählt.
I

Innerer Monolog

Ein innerer Monolog ist eine Form des Erzählens, um Gedanken und Bewusstseinsinhalte, unausgesprochene Fragen, Reflexionen und Empfindungen einer Figur wiederzugeben. Es bezeichnet ein stummes Selbstgespräch und verwendet die Ich-Form und das Präsens.

K

Kalendergeschichte

Die Kalendergeschichte ist eine kurze Erzählung über heitere oder merkwürdige Begebenheiten, die sich aus den Erfahrungen des Volkes ergeben. Sie hat die Absicht zu belehren, dient der Unterhaltung oder Besinnlichkeit und ist sprachlich leicht verständlich.

M

Metadiegetisches Erzählen

Metadiegetisches Erzählen beinhaltet die Erzählung einer Figur, die der erzählten Welt einer intradiegetischen Erzählung angehört (also einer Binnengeschichte, die ihrerseits zu einer Rahmengeschichte wird/ Erzählen 3. Ordnung) von Geschichten anderer Figuren erzählt.

Metalepse

Kommt innerhalb einer Erzählung ein zweiter Erzähler mit einer separaten Geschichte zu Wort, existieren zwei Diegesen. Wird die Grenze zwischen zwei Welten, zwischen der, in der man erzählt, und der, von der erzählt wird, überschritten, spricht Gérard Genette von Metalepsen.


mise en abyme

Sonderfall der Metalepse: Wenn sich die beiden Erzählungen (Rahmen- und Binnenerzählungen) wechselseitig enthalten, spricht man von mise en abyme. Der Anfang der Erzählung ist auf der intradiegetischen Ebene zu finden. Die erzählte Welt enthält also den Akt ihrer Erzeugung, enthält sich sozusagen selbst. Der Ort der beiden miteinander in Wechselbeziehung stehenden Erzählungen ist nicht eindeutig feststellbar.

Montagetechnik

Die Montagetechnik bricht lediglich die Kontinuität des Erzählvorgangs auf. Es ist eine Technik, mit der man in seinem Text montageartige Bruchstücke einbaut, in dem man z.B. weitere Texte mitten in seinem Text einbaut.