Unverpackt-Läden in den Großstädten, ein extra Kühlregal für vegane Produkte im Supermarkt, oder sogenanntes Mülltauchen in den Containern vor dem Supermarkt- die steigende Nachfrage nach Konsumalternativen ist ebenso wie Konsumverzicht exemplarisch für eine Suche nach neuen Formen allgemeiner Welt- und Selbstbeziehung. Eng verknüpft mit einem zunehmenden Bewusstsein für die Krisenhaftigkeit normaler Gewohnheiten, spiegelt sich sowohl die rational kalkulierte, als auch gefühlte Bedrohung von Mensch, Tier und Umwelt in dystopischen Erzählungen von Film, Literatur und Kunst wider. Ebenso wie solche Bilder des Zerfalls, sind auch Utopien dabei nicht nur als abstrakte Far-Future-Szenarios zu verstehen: Geschichten einer besseren, gerechteren, nachhaltigeren Gesellschaft konkretisieren und verändern sich in der alltäglichen Lebenswelt.
Im Rahmen des zweisemestrigen Seminars werden im Zuge forschungsbasierter Projektarbeit verschiedene Praktiken gelebter Kritik unter die Lupe genommen: Zero Waste; Tiny-Houses, effektiv-altruistisch, vegan oder freegan sind nur einige Beispiele für die mögliche Herausbildung alternativer Lebenspraxen. Die Studierenden bekommen im zweisemestrigen Empirie- Seminar die Gelegenheit sich auf kreative, methodisch differenzierte Art und Weise mit gesellschaftskritischen Perspektiven auseinanderzusetzen. Mittels Bild- und Textanalyse soll untersucht werden, wie sich Erzählungen einer idealisierten oder bedrohlichen Zukunft in unterschiedlichen Kontexten niederschlagen.
Literaturhinweise:
Boesch, E. (2000). Das lauernde Chaos. Mythen und Fiktionen im Alltag. Bern: Huber.
Leser, I. & Schwarz, J. (2018). Utopisch, dystopisch. Visionen einer ‚idealen‘ Gesellschaft. Wiesbaden: Springer VS.
Rosa, H. (2016). Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Suhrkamp.
- Kursleiter/in: Rebecca Thrun