Das Seminar wird sich einer Reihe jüngerer Publikationen aus den Medien-, Kultur- und Sozialwissenschaften widmen, die sich mit rezenten Desinformationsphänomenen auseinandersetzen und dabei insbesondere die gegenwärtige Konjunktur eines an verlässlich wiederkehrenden Diskursfiguren ablesbaren Verschwörungsdenkens hervorheben. Einerseits wird uns die dabei diagnostizierte kulturelle und politische Reichweite einer von »alternativen Fakten« (Nils C. Kumkar), »Halbwissen« (Nicola Gess), »Besserwissen« (Eva Horn) oder auch »moralischer Panik« (Adrian Daub) durchzogenen Desinformationssphäre im Hinblick auf damit assoziierte Praktiken, Standards und Tropen interessieren. Während Verschwörung hier nicht zuletzt als spezifisches Kommunikationsmodell digitaler Medienkulturen erscheint und Desinformation über vorwiegend plattformbasierte Zirkulationsweisen analysiert werden muss, soll sich ein zweiter Schwerpunkt des Seminars mit einer popkulturgeschichtlichen Historisierung der Verschwörung als vormals auch mit anders gelagerten gesellschafts-, staats-, kapitalismuskritischen Einsätzen beanspruchten Denk- und Erzählfigur befassen. Als Ausgangspunkt hierzu kann uns Fredric Jamesons neomarxistisches Theorem »cognitive mapping« (The Geopolitical Aesthetic, 1992) und einige ausgewählte US-amerikanische Conspiracy Thriller seit den 1960er Jahre – wie The Manchurian Candidate (John Frankenheimer), The Parallax View (Alan J. Pakula), Blow Out (Brian de Palma), Escape from New York (John Carpenter) – dienen.

Semester: WiSe 2023/24