Die eigentümliche Art des Lichts, Strecken jeglicher Art zu überwinden und dabei Energie zu übertragen und etwas zu bewirken, ist Thema in verschiedenen Fachbereichen der Wissenschaft und der Kunst. So hielt Voltaire fest, dass das „Licht ein Wesen für sich ist, das die Natur belebt und das die Mitte zwischen den Körpern und irgendeinem anderen Wesen, das wir nicht kennen, einnimmt.“1 Und laut dem Medienwissenschaftler Marshall McLuhan besteht die Eigenart des Lichts als Medium bei elektrischem Licht darin, dass es „reine Information“2 ist. Was sind also Besonderheiten des Lichts, dass über große (oder auch kleine) Distanzen und Grenzen hinweg eine Stimmung erschaffen oder eine Raumsituation verändern kann? Im ersten Teil des Seminars werden wir uns damit beschäftigen, was es überhaupt für Arten von Raumgrenzen gibt und wie diese entstehen sowie verändert und aufgelöst werden können – durch Licht.
Komplementär zu medien- und kulturwissenschaftlichen Verständnissen von ‚Licht als Entgrenzung‘ stehen in einem zweiten Teil des Seminars Gestaltungen der Lichtkunst in Inszenierungen zur Diskussion - sowohl in und außerhalb des Theaters. Wirkungen des Lichts sind nicht nur visuell, sondern auch körperlich und schon Adolphe Appia beschreibt „Beleuchtung“ nicht nur als Bühnenbild. Davon ausgehend verfolgen wir exemplarisch modellbildende und strukturgebende Entwürfe der Lichtkunst ebenso wie ihre Überschreitungen. Wir fahren ins Lichtkunstzentrum Unna und analysieren ausgewählte ästhetische Forderungen in Geschichte und Gegenwart.
2 McLuhan, Marshall: Die magischen Kanäle. Understanding Media. Düsseldorf, Wien, New York, Moskau 1992, hier S. 18.
- Kursleiter/in: Julia Naunin
- Kursleiter/in: Alexandra Siegle